Der 20. September 2020 stellt Stefan Küng vor ein Dilemma. Denn natürlich würde er nur zu gerne bei der Heim-WM in Aigle-Martigny um den Titel im Zeitfahren kämpfen. Diesen Termin hat das WM-Organisationskomitee am Dienstag bestätigt.
Küngs Problem: Am selben Tag soll der Tross der Tour de France in die Pariser Champs-Elysées einfahren – auch dieser Termin wurde am Dienstag im Rahmen des überarbeiteten Rad-Kalenders fixiert.
Das Zeitfahren steht somit in direkter Konkurrenz zur letzten Etappe der Tour de France, wo Küng mit seinem Team Groupama-FDJ mit grosser Wahrscheinlichkeit am Start sein wird.
Wie entscheidet sich Küng?
Kompromisse sind also gefragt. Ein wahrscheinliches Szenario ist deshalb, früher aus der Frankreich-Rundfahrt auszusteigen. «Um bei einer WM vorne mitfahren zu können, muss alles 100 Prozent stimmen. Dazu gehört auch die Erholung», bestätigt Küng.
Küng ist natürlich nicht der einzige, der sich in dieser Situation wiederfindet. Als besten Schweizer Zeitfahrer träfe es ihn aber zumindest emotional wohl am härtesten, wenn er bei der Heim-WM nicht in seiner Paradedisziplin starten könnte.
Aigle will bis Ende Juni entscheiden
Grégory Devaud, der Co-Präsident des WM-Organisationskomitees, sagt zur Terminkollision: «Natürlich hätten wir in einer idealen Welt gerne das Zeitfahren verschoben.» Es sei aber nicht wirklich einfach gewesen, das Programm zu ändern.
Wie viele andere steht auch das WM-OK vor einer ungewissen Zukunft. Derzeit ist es schwierig abzuschätzen, wie sich die Corona-Pandemie bis Mitte September entwickeln wird. «Was wird zum Beispiel mit den amerikanischen Fahrern geschehen?», fragt OK-Präsident Devaud. «Können Athleten aus Ländern, die noch vom Virus betroffen sind, ohne Quarantäne-Zeit in die Schweiz reisen? Es gibt noch viele Unbekannte.»
Der Gemeinderat von Aigle will bis Ende Juni entscheiden, ob die WM wie geplant durchgeführt werden kann oder nicht. Eine WM ohne Zuschauer schliesst Devaud kategorisch aus: «Die Weltmeisterschaften sind ein Fest des Radsports.»