Wenn am Freitag in Kopenhagen der Startschuss zur 109. Tour de France fällt, heisst es: alle gegen Tadej Pogacar! Alles andere als ein erneuter Gesamtsieg des 23-jährigen Slowenen – der dritte in Folge – wäre eine Überraschung. Diese Aussage ist auch in dieser Deutlichkeit nicht übertrieben. Zu leichtfüssig, zu unantastbar präsentierte er sich bei der vergangenen Tour und auch in diesem Jahr schon. Der Slowene nahm an drei Rundfahrten teil – und gewann alle.
Zuletzt triumphierte der Ausnahmekönner überlegen an der Slowenien-Rundfahrt. Die fünftägige Tour durch seine Heimat ist zwar kein endgültiger Gradmesser, dafür fehlten die grössten Konkurrenten. Ein Fingerzeig auf die Form des Topfavoriten war sie aber allemal.
Und diese zeigt: Pogacar befindet sich schon wieder in einer blendenden Verfassung. Der kletterstarke Allrounder, der auch bei den Klassikern im Frühjahr ganz vorne mitmischen konnte, fuhr der Konkurrenz in den entscheidenden Momenten spielend leicht davon.
Immer an Pogacars Seite: Teamkollege Rafal Majka. Der Pole wird auch an der Tour eine wichtige Rolle spielen. Allerdings hat das Team UAE Emirates das Aufgebot ganz allgemein voll auf seinen Star ausgerichtet. Kletterstarke Fahrer wie Brandon McNulty, Marc Soler oder George Bennett werden ebenso für den jungen Slowenen arbeiten wie die Klassiker-Spezialisten Mikkel Bjerg und Marc Hirschi.
Gefahr droht nicht nur von Jumbo-Visma
Auf den knapp 3350 Kilometern bis nach Paris ist Pogacar auch deshalb der grosse Favorit, weil er der wohl kompletteste Fahrer im Feld ist. Er kann Zeitfahren, Klettern und Kopfsteinpflaster fahren wie die besten Spezialisten in jedem Feld. Im Duell Mann gegen Mann reicht ihm aktuell keiner das Wasser.
Das Thema Corona besorgt mich schon ein bisschen. Ich hoffe, wir bleiben möglichst viel in Blasen.
Das ist man sich auch bei Jumbo-Visma bewusst. Deshalb schickt die niederländische Equipe mit Primoz Roglic und dem Dänen Jonas Vingegaard gleich eine Doppelspitze ins Rennen. 2020 verlor der 9 Jahre ältere Slowene die Tour am vorletzten Tag gegen seinen Landsmann, im Vorjahr musste er wegen den Folgen eines Sturzes aufgeben. Mit dem Vorjahreszweiten Vingegaard an seiner Seite und auch sonst einem enorm starken Team wird Roglic heuer alles daran setzen, die Tour zu gewinnen.
Sogar mit einer Dreierspitze tritt Ineos Grenadiers an: Geraint Thomas, jüngst Gewinner der Tour de Suisse und 2018 Sieger der Tour de France, Daniel Martinez und der zuletzt an Corona erkrankte Adam Yates fahren auf die Gesamtwertung.
Gefahr droht Pogacar nicht nur von seinen Jägern, die bei einem allfälligen Missgeschick des Favoriten zur Stelle sein werden. Mit Corona gibt es auch einen unsichtbaren Gegner. Wie gross diese Gefahr ist, erlebte Pogacar am Mittwoch: Matteo Trentin musste nach einem positiven Test aus dem Aufgebot gestrichen werden. «Das Thema Corona besorgt mich schon ein bisschen. Ich hoffe, wir bleiben möglichst viel in Blasen», sagte Pogacar: «Aber generell kann in einer Tour viel passieren.»