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Was liegt für Hirschi drin? Tudor geht bei Tour-Premiere auf Etappenjagd

Erstmals seit 9 Jahren bestreitet mit Tudor Pro Cycling wieder eine Schweizer Equipe die Tour de France – nicht ohne Ambitionen.

Nach IAM Cycling im Jahr 2016 ist Tudor das erste Schweizer Team, das die Tour de France bestreitet. Dass die Equipe von Besitzer Fabian Cancellara eine Einladung erhalten hat – als eines der wenigen Teams ausserhalb der WorldTour –, liegt nicht zuletzt an zwei hochkarätigen Neuzugängen: dem zweifachen Weltmeister Julian Alaphilippe und dem Schweizer Hoffnungsträger Marc Hirschi. Alaphilippe trug bei der Tour 2019 das Gelbe Trikot über 14 Tage und wurde damit in Frankreich zum Volkshelden.

Fahrer für jedes Terrain

Ambitionen auf den Gesamtsieg hat Tudor nicht – das stellt Marc Hirschi klar: «Wir haben keinen Leader für die Gesamtwertung.» Die Ziele bei der Tour-Premiere sind dennoch hoch gesteckt. «Wir wollen auf Etappensiege fahren. Wir haben für jeden Tag jemanden, der um den Sieg mitkämpfen kann», so der Berner weiter.

Tatsächlich bringt Tudor ein ausgewogenes Team an den Start, das auf allen Terrains konkurrenzfähig ist. Mit Julian Alaphilippe und dem Australier Michael Storer verfügt die Equipe über zwei Fahrer, die in den Bergen Chancen auf Tagessiege haben. Für die Sprintankünfte ist der Italiener Alberto Dainese gesetzt, während sein Landsmann Matteo Trentin als erfahrener Klassiker-Spezialist ebenfalls für einen Coup gut ist.

Und natürlich ist auch Marc Hirschi selbst ein Trumpf im Aufgebot – oder er könnte einer sein. Denn hinter seiner Form steht ein grosses Fragezeichen. Das dreiwöchige Höhentrainingslager in der Sierra Nevada, das er nach seiner Nicht-Nominierung für den Giro d’Italia unter anderem gemeinsam mit Alaphilippe absolvierte, zeigte bislang nicht die erhoffte Wirkung. Während Alaphilippe kürzlich an der Tour de Suisse überraschend um einen Podestplatz in der Gesamtwertung kämpfte, fehlte Hirschi bei der Heimrundfahrt noch die nötige Form.

Tour-Sternstunde vor 5 Jahren

Dabei war Hirschi eigentlich vielversprechend ins neue Jahr gestartet. Nach einem starken Saisonfinish 2024 und dem Wechsel von UAE Team Emirates zu Tudor gewann der Berner gleich sein erstes Rennen im neuen Trikot. Doch eine Erkrankung warf ihn zurück. Im März musste er wichtige Trainingsblöcke auslassen. Seither läuft er seiner Bestform hinterher und konnte die hohen Erwartungen, die Tudor in ihn als Co-Leader setzt, bislang nicht erfüllen.

Um bei der Tour de France mit den Besten mithalten zu können, muss alles zusammenpassen – so wie 2020. Damals feierte Hirschi bei der Frankreich-Rundfahrt seinen ersten Profisieg und wurde als kämpferischster Fahrer der gesamten Tour ausgezeichnet. Er fuhr noch für das Team DSM, ehe der Wechsel zu UAE Emirates folgte. Dort stand er bei seinen zwei Tour-Teilnahmen im Schatten von Superstar Tadej Pogacar. Persönliche Freiheiten gab es nicht.

Das ändert sich nun bei Tudor. Nach zwei Jahren Pause darf Hirschi wieder angreifen, sich als Ausreisser versuchen – der Teppich für neue Heldengeschichten wäre ausgerollt.

 

SRF zwei, Sportflash, 03.07.2025, 23:25 Uhr ; 

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