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Zeitfahren an der Rad-EM Nächste Runde im «Stefan-Duell» – mit besseren Karten für Küng

Im EM-Zeitfahren vor einem Jahr schlug Bissegger Küng hauchdünn. Die Zeichen stehen nun in Drenthe auf Revanche.

Dass ausgerechnet Freund und Namensvetter Stefan Bissegger schneller war, liess Stefan Küng durchaus als mildernde Umstände gelten. Doch er machte im anschliessenden Interview keinen Hehl daraus, wie sehr es ihn ärgerte, den 3. EM-Titel im Einzelzeitfahren in Serie verpasst zu haben. Um die Lächerlichkeit von einer halben Sekunde. Ein Wimpernschlag.

So geschehen vor einem Jahr an der EM im Rahmen der European Championships in München. Nun geht das Stefan-Duell in Drenthe in die nächste Runde. Noch vor nicht viel mehr als einem Monat fuhr das Thurgauer Duo als Teil der Mixed-Staffel zu WM-Gold, enttäuschte dann aber gleichermassen im Einzelzeitfahren. Im Nordosten der Niederlande bietet sich die Chance zur Rehabilitation.

Für Küng ist klar: Nichts weniger als die Rückeroberung des EM-Trikots ist das Ziel. Er will «wieder ein Jahr im Europameister-Trikot herumfahren». Als ärgste Konkurrenten sieht der 29-Jährige den Belgier Wout van Aert sowie den WM-Bronzemedaillengewinner Joshua Tarling. Küngs Form stimmt, die Slowakei-Rundfahrt schloss er auf Rang 2 ab.

Zwei Tage Erholung nach einer Grand Tour – das ist nicht viel.
Autor: Stefan Bissegger

Und Landsmann Bissegger? «Er ist direkt von der Vuelta angereist, vielleicht ist die Müdigkeit zu gross», zweifelt Küng. Der Angesprochene will da nicht widersprechen. «Meine Form ist etwas durchzogen, zwei Tage Erholung nach einer Grand Tour – das ist nicht viel.» Dabei wäre die Strecke für den starken Roller wie gemacht: ziemlich flach (oder in Küngs Worten «topfeben»), topografisch und technisch simpel. In Emmen geht es vom Zoo über 29,5 km in den Stadtkern. Zwei lange Geraden und eine 180-Grad-Wende – viel mehr bietet der Kurs nicht.

Wäre es für Bissegger keine Option gewesen, die Vuelta abzubrechen, um sich optimal fürs Einzelzeitfahren vorzubereiten? «Aufgeben an einer Grand Tour kommt nicht in Frage für mich, das fände ich respektlos gegenüber den Teamkollegen. Viele kämpfen um einen Platz, auch bei uns im Team», negiert der Titelverteidiger vehement. Da präferiere er das Experiment mit wenig Erholungszeit. Und dann «Top oder Flop, mal sehen».

Zwei Thurgauer, zwei Stefans – Trainingspartner, Freunde, aber auch Konkurrenten. Wie muss man sich die vermeintliche Zusammenarbeit vor Ort vorstellen? Beide schildern unabhängig voneinander: Jeder geht seinen Weg, man weicht sich aber nicht gezielt aus. Zu gegenseitigem Anschweigen kommt es ebenfalls nicht.

«Wir legen uns sicher keine Steine in den Weg und trinken dann nach dem Rennen zusammen ein Bier», führt Küng aus. Im besten Fall wird dann auf folgendes Resultat angestossen: Gold für Stefan, Silber für Stefan.

SRF zwei, sportflash, 19.09.23, 23:00 Uhr ; 

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