Bei Jérémy Desplanches ist in den letzten 12 Monaten viel passiert. Der Genfer hat nach seinem Bronze-Coup bei den Olympischen Spielen von Tokio die Trainingsgruppe gewechselt und schwimmt nun nicht mehr in Nizza, sondern in Martigues bei Marseille unter der französischen Trainerlegende Philippe Lucas.
Die im Vergleich zu vorher höheren Trainingsumfänge sollen ihn im Hinblick auf Olympia 2024 in Paris an die absolute Weltspitze bringen. In seiner Paradedisziplin 200 m Lagen will er auf lange Sicht noch einmal eine Sekunde schneller werden.
Steigerung gefordert
Dass dieses Unterfangen kein einfaches ist, zeigte sich an der WM in Budapest im Juni. Desplanches blieb unter den Erwartungen und schaffte es nicht in den Final. Über 100 m Brust blieb er gar im Vorlauf hängen. Die im Kalender kurzfristig eingeschobene WM kam für ihn rückblickend zu früh.
Bisher war mein Jahr kompliziert. Aber meine Trainingsleistungen sind vielversprechend.
Die Ausgangslage vor der EM in Rom ist ebenfalls nicht unbedingt ideal. Wie viele Schweizer Schwimmer hat auch Desplanches seine Saisonplanung zwar auf die kontinentalen Meisterschaften ausgerichtet. Vor zwei Wochen warf ihn aber ein Hexenschuss noch einmal zurück.
«Bisher war mein Jahr kompliziert. Aber meine Trainingsleistungen sind vielversprechend. Ich hoffe, dass ich in Rom das Beste herausholen kann», verströmt der Europameister von 2018 trotzdem Zuversicht. Er wolle auf die Zähne beissen.
Weht der Geist von Tokio auch in Rom?
In der Vorbereitung auf die Titelkämpfe in Tenero kam Desplanches auch mit Noè Ponti zusammen, einem weiteren Schweizer Olympia-Medaillengewinner. Die Erinnerungen gemeinsam aufleben zu lassen, sei eine zusätzliche Motivationsspritze. «Man versucht, die besten Momente zu memorisieren, um sich zusätzliches Selbstvertrauen zu holen.»
Der Anspruch sei schliesslich, es an der EM «mindestens gleich gut» zu machen, so Desplanches, der kürzlich seinen 27. Geburtstag feierte. Zum alten Eisen zählt sich der 1,90-m-Hüne mit dem Palmarès von vier Mal Edelmetall an Grossanlässen aber noch lange nicht. «Man altert nicht, man gewinnt an Erfahrung», sagt er mit einem Schmunzeln.