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Rückblick auf die Schwimm-WM Gross: «Die Schweizer WM-Bilanz ist durchzogen»

Ein Jahr vor Olympia gibt es im Schweizer Schwimm-Team einige Fragezeichen – und einen grossen Lichtblick.

Die Schwimm-Weltmeisterschaften in Fukuoka waren auch eine Standortbestimmung für die Olympischen Spiele in einem Jahr in Paris. Entgegen den Erwartungen sorgte im Schweizer Team Roman Mityukov für das einzige Edelmetall.

«Die Bronzemedaille über 200 m Rücken ist ein Höhepunkt nicht nur an dieser WM, sondern in der Geschichte des Schweizer Schwimmsports», sagt Tobias Gross. Der SRF-Experte mag dem Genfer den Exploit speziell gönnen. «Er stand ja doch immer ein bisschen im Schatten von Noè Ponti und Jérémy Desplanches.» Antonio Djakovic (6. Platz über 400 m Freistil) billigt Gross eine «souveräne WM-Leistung nach einer schwierigen Saison» zu.

Mit der Breite wachsen auch die Erwartungen

Markus Buck, Chef Spitzensport des Schweizer Schwimm-Verbandes, lässt die Breite seines Kaders bei den Männern frohlocken. «Der Druck verteilt sich nun auf mehrere Schwimmer. Jetzt haben wir vier Männer, die glänzen können. Wenn der eine oder andere nicht trifft, glänzt ein anderer», so Buck.

Das ist die positive Seite. Die negative: Mityukovs Bronzemedaille, die siebte in der Geschichte der Grossbecken-WM für die Schweiz, hellt die Bilanz doch merklich auf. Diese bezeichnet Gross insgesamt als durchzogen, «auch wenn das Jammern auf hohem Niveau ist».

Noe Ponti.
Legende: Kam in Fukuoka nicht auf Touren Noe Ponti. Keystone/Patrick B. Kraemer

Ponti muss unten durch

Vor allem von Ponti hätte er mehr erwartet. Der Tessiner erreichte in seiner Paradedisziplin 100 m Schmetterling den 7. Platz, über 50 und 200 m verpasste er die Finals. «Vor allem aufgrund der Abwesenheit der beiden Superstars Kristof Milak und Caeleb Dressel hätte ich gehofft, dass er die eine oder andere Medaille holen kann», erklärt Gross.

Die Wiederholung des Coups von Tokio, wo Ponti vor zwei Jahren Olympia-Bronze über 100 m Schmetterling holte, dürfte aufgrund der hohen Leistungsdichte schwierig werden.

WM in Doha als Pflichttermin?

Bei den Frauen wird Lisa Mamié wohl die einzige Schweizer Hoffnung für Paris 2024 bleiben. «Leider haben wir immer noch nur eine einzige Frau in der Weltspitze», konstatiert Buck. Der Deutsche hat nun die Aufgabe, die Belastung seiner Schützlinge im vollgepackten Jahr 2024 gut zu verteilen.

Ein halbes Jahr vor Olympia findet im Februar in Doha nämlich bereits die nächste WM statt. Gut möglich, dass viele bereits für Paris qualifizierte Athleten die Titelkämpfe auslassen werden.

SRF zwei, Sportlive, 30.07.2023, 13:00 Uhr ; 

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