In der Leichtathletik sind Mehrfach-Medaillengewinner an Titelkämpfen selten, ausgenommen beim Sprint-Double (100 m/200 m). Einige schaffen es auch auf den Langstrecken (5000 m/10'000 m), wenn es zwischen den Läufen eine ausreichende Erholungsphase gibt. Ganz wenige Ausnahme-Athletinnen erringen Medaillen in zwei ganz unterschiedlichen Disziplinen, etwa Femke Bol (400 m/400 m Hürden) oder Wayde van Niekerk (200 m/400 m).
Anders die erfolgreichsten Schwimmerinnen und Schwimmer. Sie haben an der derzeit laufenden WM im japanischen Fukuoka ein wahres Marathon-Programm zu bewältigen: Vorlauf und Halbfinal am selben Tag, Final tags darauf, Starts über 50 m, 100 m, 200 m, Lagen, Staffeln – wie schaffen sie es dennoch, regelmässig ihr Potenzial auszuschöpfen?
SRF-Schwimm-Experte Tobias Gross sieht zwei Hauptgründe:
- «Der Körper muss relativ wenige Schläge aushalten, das ist der Unterschied zur Leichtathletik. Wir sind im Wasser, wir sind geschützt, wir haben die Schwerkraft nicht.»
- «Die Distanzen im Pool sind sich ähnlich. Wir haben keine klassischen Sprinter: Das 50-m-Rennen ist mit rund 22 Sekunden für sie zu lang. Und die reinen Ausdauer-Schwimmer sind eher im Freiwasser über 5 oder 10 km zu finden.»
«Inflation» der Disziplinen
Wegen der «Medaillen-Inflation» würde sich Gross eine Reduktion der Pool-Wettkämpfe wünschen. «Man könnte die einzelne Leistung dann mehr wertschätzen und loben. Heute hat man kaum mehr den Überblick, wer was gewonnen hat.»
Alleine in den Pool-Wettkämpfen werden in Fukuoka 42 Medaillensätze vergeben, 10 mehr als vor 30 Jahren.