Zum Inhalt springen

Corona sorgt für frischen Wind Von Ibach in die Schwing-Zukunft

Corona löst in der Schwingwelt einen neuen Effekt aus: Das Virus bringt die Innerschweiz näher zusammen. Am Sonntag ist darum Ibach erneut Schauplatz – diesmal für den Rigi-Schwinget.

Auf der Tribüne des Stoos-Schwingets im schönen Kanton Schwyz trug sich vor ein paar Jahren Erhellendes zu. Zwei alteingesessene Schwingerfreunde sprachen gerade über den möglichen Schlussgang. Sie sahen ein grösseres Unglück kommen, nämlich den Schlussgang-Einzug eines Schwingers aus der falschen Ecke des Kantons Schwyz.

Deshalb galt ihre Sympathie dem Gegner, einem Gast aus dem Kanton Bern. Lieber ein Fremder als einer aus dem nächsten Tal. Denn dort befinden sich seit jeher die grössten Konkurrenten.

Rivalitäten, die hinderlich sind

Es ist eines der grossen Rätsel im Schwingsport, weshalb die Innerschweiz, der grösste und oftmals auch stärkste Teilverband, erst einmal den Schwingerkönig stellte. Eine plausible Theorie führt diesen Umstand auf die kleinräumigen Rivalitäten zurück, die auf der Tribüne des Stoos-Schwingets exemplarisch offenkundig wurden.

Live-Hinweis

Box aufklappen Box zuklappen

Am Sonntag ist mächtig was los auf den Schwingplätzen, gleich an drei Schauplätzen steigen die Aktiven in die Arenen (mehr dazu im oben eingebetteten Audio-Beitrag). Im Stream von srf.ch/sport bzw. in der Sport App können Sie bei diesen beiden Festen hautnah dabei sein:

  • 8:25 Uhr – Rigi-Schwinget ; durch den Tag begleiten Sie Kommentator Stefan Hofmänner und Experte Matthias Sempach
  • 8:25 Uhr – Fête romande ; durch den Tag begleiten Sie Kommentator Reto Wiedmer und Experte Adrian Käser

Über den Mittag bzw. am Abend sind auf SRF zwei auch Teilaufzeichnungen der Anlässe zu sehen.

Rivalitäten, die zwar Identität stiften, die in der eigenen Gruppe den Zusammenhalt festigen, die aber definitiv hinderlich sind, wenn man gemeinsam etwas Grösseres erreichen möchte. Zum Beispiel einen Königstitel. Den holt sich am Ende ein Einzelsportler, aber auf dem Weg dorthin können viele Teamkollegen helfen, Gegner auszubremsen. Wenn sie dazu bereit sind.

Früher hätte man dies nie gemacht

In der Innerschweiz hört man diese Theorie nicht so gern. Und doch hat man vor zehn Jahren damit begonnen, schon die ganz jungen Schwinger aus den verschiedenen Ecken der Innerschweiz in gemeinsamen Zusammenzügen zu einer Einheit zu formen.

Die aktuellen Topschwinger aus Luzern, Schwyz, Zug, Uri oder Ob- und Nidwalden haben denn auch schon längst damit begonnen, die alten Gräben zuzuschütten. Und jetzt bringt Corona die Innerschweiz noch näher zusammen. Mit der pragmatischen, ganz und gar rivalitätsfremden Lösung, vier Feste hintereinander auf dem gleichen Sportplatz in Ibach durchzuführen.

Es waren nicht alle begeistert über dieses notgedrungene Zusammenrücken. Früher hätte man so etwas nie gemacht, sagten die Kritiker. Und erhielten zur Antwort, dass halt jetzt eine neue Zeit angebrochen sei.

Schwingplatz mit Bergen im Hintergrund.
Legende: Eingebettet in die Innerschweizer Bergwelt Ausnahmsweise in Ibach geht am Sonntag der Rigi-Schwinget in Szene. Keystone

Auch die Leute von der Rigi machen mit

So half das OK des Stoos-Schwingets beim Innerschweizer Teilverbandsfest mit, dort wiederum stellt man sich auch in den Dienst der beiden Bergfeste. Die Leute von der Rigi liessen es sich ebenso nicht nehmen, ihre Kräfte den anderen Festen zur Verfügung zu stellen.

Sportliche Ausgangslage zum Rigi-Schwinget

Box aufklappen Box zuklappen

Der Rigi-Schwinget, das 2. Bergkranzfest der Saison, kennt nur einen Favoriten: Samuel Giger . Das Teilnehmerfeld setzt sich aus Schwingern der Teilverbände Innerschweiz, Nordostschweiz und Nordwestschweiz zusammen.

Da die Innerschweizer Trümpfe Joel Wicki und Pirmin Reichmuth verletzt sind und der Bündner Armon Orlik erst Mitte Juli auf dem Weissenstein seine Wettkampf-Jahr lancieren wird, scheint es in Ibach keinen seriösen Herausforderer für Giger zu geben. Am Innerschweizer Fest vom letzten Sonntag reüssierte der 23-Jährige nicht, obwohl er nach dem gegen Joel Wicki gestellten 1. Gang 5 Mal siegte.

Und was ohnehin am Entstehen war, ist durch die Pandemie gefestigt worden. Es mag für einige schmerzlich sein, dass über Generationen gepflegte Rivalitäten auszusterben scheinen. Aber für den Schwingsport in der Innerschweiz kann das neue Miteinander zum grossen Vorteil werden.

Radio SRF 1, Morgengespräch, 08.07.2021 06:20 Uhr

Meistgelesene Artikel