Auf der Tribüne des Stoos-Schwingets im schönen Kanton Schwyz trug sich vor ein paar Jahren Erhellendes zu. Zwei alteingesessene Schwingerfreunde sprachen gerade über den möglichen Schlussgang. Sie sahen ein grösseres Unglück kommen, nämlich den Schlussgang-Einzug eines Schwingers aus der falschen Ecke des Kantons Schwyz.
Deshalb galt ihre Sympathie dem Gegner, einem Gast aus dem Kanton Bern. Lieber ein Fremder als einer aus dem nächsten Tal. Denn dort befinden sich seit jeher die grössten Konkurrenten.
Rivalitäten, die hinderlich sind
Es ist eines der grossen Rätsel im Schwingsport, weshalb die Innerschweiz, der grösste und oftmals auch stärkste Teilverband, erst einmal den Schwingerkönig stellte. Eine plausible Theorie führt diesen Umstand auf die kleinräumigen Rivalitäten zurück, die auf der Tribüne des Stoos-Schwingets exemplarisch offenkundig wurden.
Rivalitäten, die zwar Identität stiften, die in der eigenen Gruppe den Zusammenhalt festigen, die aber definitiv hinderlich sind, wenn man gemeinsam etwas Grösseres erreichen möchte. Zum Beispiel einen Königstitel. Den holt sich am Ende ein Einzelsportler, aber auf dem Weg dorthin können viele Teamkollegen helfen, Gegner auszubremsen. Wenn sie dazu bereit sind.
Früher hätte man dies nie gemacht
In der Innerschweiz hört man diese Theorie nicht so gern. Und doch hat man vor zehn Jahren damit begonnen, schon die ganz jungen Schwinger aus den verschiedenen Ecken der Innerschweiz in gemeinsamen Zusammenzügen zu einer Einheit zu formen.
Die aktuellen Topschwinger aus Luzern, Schwyz, Zug, Uri oder Ob- und Nidwalden haben denn auch schon längst damit begonnen, die alten Gräben zuzuschütten. Und jetzt bringt Corona die Innerschweiz noch näher zusammen. Mit der pragmatischen, ganz und gar rivalitätsfremden Lösung, vier Feste hintereinander auf dem gleichen Sportplatz in Ibach durchzuführen.
Es waren nicht alle begeistert über dieses notgedrungene Zusammenrücken. Früher hätte man so etwas nie gemacht, sagten die Kritiker. Und erhielten zur Antwort, dass halt jetzt eine neue Zeit angebrochen sei.
Auch die Leute von der Rigi machen mit
So half das OK des Stoos-Schwingets beim Innerschweizer Teilverbandsfest mit, dort wiederum stellt man sich auch in den Dienst der beiden Bergfeste. Die Leute von der Rigi liessen es sich ebenso nicht nehmen, ihre Kräfte den anderen Festen zur Verfügung zu stellen.
Und was ohnehin am Entstehen war, ist durch die Pandemie gefestigt worden. Es mag für einige schmerzlich sein, dass über Generationen gepflegte Rivalitäten auszusterben scheinen. Aber für den Schwingsport in der Innerschweiz kann das neue Miteinander zum grossen Vorteil werden.