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Geisterschwingfest in Ibach Das Undenkbare findet statt

Geisterschwingfeste? Unter keinen Umständen. Undenkbar. Hiess es vor einem Jahr. Seit dem 28. März 2021 sind Geisterschwingfeste Realität, und alle sind froh, dass es sie gibt. So sehr hat der Schwingsport unter Corona gelitten.

Kontaktsportarten haben es in Zeiten einer Pandemie schwer. Amateursportarten auch. Kontaktamateursportarten sind demnach besonders schlecht dran, also beispielsweise der Schwingsport. So fiel 2020 die komplette Saison aus. Ab Februar war fertig, kein Wettkampf, nicht mal ein kleiner, weder für Jung- noch Aktivschwinger. Es wurde absolut still um den Schwingsport im letzten Sommer.

Schwingfeste ohne Zuschauer. Im Bild: Das Stoos-Schwinget vor einer Woche.
Legende: Lange undenkbar, nun Realität Schwingfeste ohne Zuschauer. Im Bild: Das Stoos-Schwinget vor einer Woche. Keystone/Archiv

Das hat es noch nie gegeben, nicht mal zu Zeiten der Weltkriege, der Spanischen Grippe oder der Maul- und Klauenseuche. Und es durfte sich auf keinen Fall wiederholen, denn im Coronajahr 2020 hat der Schwingsport 6% seiner Athleten verloren. Über 350 Jung- und Aktivschwinger haben in der sägemehlfreien Zeit die Zwilchhosen an den Nagel gehängt.

Das ist dramatisch, und es erklärt, weshalb in einer Sportart, in der die Kräfte der Bewahrung und die Kräfte der Veränderungen in der Regel einen ausgeglichenen Kampf führen, eine ganze Serie von revolutionär anmutenden Anpassungen an die ausserordentliche Situation möglich wurden.

Keine dieser Anpassungen ging ohne Widerstand über die Bühne. Die Massnahme, 120 ausgewählten Spitzenschwingern ab dem 17. März den Trainingsbetrieb wieder zu erlauben, führte gar zu einer regelrechten Zerreissprobe innerhalb der Schwingergemeinschaft.

Aber vielleicht sehen auch die grössten Kritiker rückblickend einen Sinn darin, dass man den Schwingsport etappenweise zurück zur Normalität führen muss. Die Alternative wäre warten. Bis alles wieder ist, wie es einmal war. Irgendwann. Ein weiteres Wegbrechen der Anzahl Athleten, gerade im Bereich Nachwuchs, wäre gewiss.

Geisterschwingfeste werden Realität

So führte der Schwingklub Thun am 28. März einen Nachwuchswettkampf durch. Bei diesem ersten Schwingfest seit Ausbruch der Pandemie waren 256 Jungschwinger dabei. Und keine Zuschauer. Der Anlass geht als erstes Geisterschwingfest in die Geschichte ein. Natürlich wäre es ungleich schöner und stimmungsvoller gewesen, friedlichfröhliches Schwingervolk auf den Tribünen zu haben.

Live-Hinweis

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Verfolgen Sie das 114. Innerschweizer Schwing- und Älplerfest in Ibach am Sonntag ab 07:55 Uhr live auf srf.ch/sport und in der SRF Sport App.

Viel wichtiger ist jedoch, dass seither wieder Schwingsport möglich ist, mittlerweile auch bei den Aktiven. Am Sonntag steht das Geisterschwingfest in Ibach an. Wer hätte das vor einem Jahr gedacht. Aber sehr viel schlimmer, als es die Ruhe rund um die Sägemehlringe sein wird, war die absolute Stille letzten Sommer.

Radio SRF 3, Abendbulletin, 01.07.2021, 22:05 Uhr

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