Im Schwingen geht es um den Kranz. Die besten rund 15 Prozent der in der Schlussrangliste Klassierten – in Burgdorf werden das etwa 40 Schwinger sein - erhalten das Eichenlaub und können sich «Kranzer» nennen. Oder Eidgenosse, wenn ihnen dieser Erfolg am Eidgenössischen Schwingfest gelingt.
Das Denken in Kranzrängen und nicht primär in Siegen ist eine grossartige Sache, denn so gibt es am Ende des Tages nicht bloss einen einzigen Gewinner, sondern viele. Das typische Denken eines Schwingers dreht sich deshalb um den Kranzgewinn. Paradoxerweise wird man genau mit diesem Denken kaum Schwingerkönig.
Volles Risiko oder nicht?
In den letzten Tagen und Wochen wurden die Favoriten ausreichend aufgezählt. Die Frage wird sein: Wer von diesen ganz Bösen wird am Wochenende nicht auf einen Kranzrang schwingen, sondern auf den Festsieg? Wer wird bereit sein, nicht einfach den grossen Erfolg eines eidgenössischen Kranzes zu sichern, sondern für den ganz grossen Triumph alles zu riskieren?
Ein Beispiel: Bruno Gislers grosses Ziel vor 3 Jahren war der Kranz. Er hat dieses Ziel erreicht und war zu Recht stolz und glücklich. Mittlerweile aber haben sich seine Ambitionen verschoben. Jetzt will er König werden - und das erst macht ihn wirklich gefährlich. Denn ein hervorragender Schwinger war er auch schon in Frauenfeld.
Wem ist das Glück hold?
Es wird interessant sein zu sehen, wer den Titel des Königs unbedingt will. Und wer dann auch das nötige Wettkampfglück und die perfekte Wochenendform hat, wie Kilian Wenger, als er sich zum König schwang. Frech genug, um gross zu denken, stark und glücklich genug, um es auch umzusetzen.
Und dann wird es Sonntag Abend werden. Ein König wird jubeln. Und viele andere auch. Ich freue mich jetzt schon auf die Momente, wenn im sechsten Gang auf allen Plätzen immer wieder einer seinen grossen persönlichen Erfolg feiern wird. Den Gewinn des eidgenössischen Kranzes.