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Gipfeltreffen am legendärsten Bergfest im Schwingsport
Aus Sport-Clip vom 29.07.2023.
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Vor dem Brünigschwinget Glorreiche sieben

Sieben Kranzfestsiege in einer Saison sind eine Rarität. Fabian Staudenmann hat das in dieser Saison geschafft. Samuel Giger vor zwei Jahren. So begegnen sich im ersten Gang des Brünigschwinget zwei – auch im historischen Vergleich – Glorreiche.

Fabian Staudenmann (links) und Samuel Giger am Kilchberger-Schwinget 2021.
Legende: Sie jubelten auch schon gemeinsam Fabian Staudenmann (links) und Samuel Giger am Kilchberger Schwinget 2021. Freshfocus/Claudio Thoma

Im Schwingsport werden grundsätzlich die Kränze gezählt, nicht die Siege. Es gibt deshalb zwar eine Liste mit den erfolgreichsten Kranzgewinnern, nicht aber eine offizielle Aufzählung derjenigen Schwinger mit der grössten Anzahl Festsiege. Untenstehende historische Vergleiche sind nur mit grossem Aufwand zu erstellen und werden hier ohne Garantie auf Vollständigkeit formuliert. Aber es muss halt sein. Die Aktualität zwingt dazu.

Als letzten Samstag auf dem Weissenstein der Schlussgang entschieden war, lag die Frage auf der Hand: Wann hat es das schon gegeben? Gerade hatte Fabian Staudenmann mit dem Sieg auf dem Solothurner Hausberg sein siebtes Kranzfest dieser Saison gewonnen.

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Archiv: Staudenmann zeigt auch auf dem Weissenstein seine ganze Klasse
Aus Sport-Clip vom 22.07.2023.
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Und diese imposante Zahl schreit geradezu nach historischer Einordnung. Denn noch vor dem Blick in jahre- und jahrzehntealte Resultatlisten ist klar: Das haben selbst von den grössten Schwingern der Geschichte nicht viele geschafft.

Wie Meli, Schläpfer und Abderhalden

Schaut man ein halbes Jahrhundert und mehr zurück, ist es unwahrscheinlich, dass sieben Siege überhaupt erreicht werden konnten. Damals bestritten die Schwinger in der Regel weniger Wettkämpfe pro Saison, als es ihre Nachfolger in der Neuzeit tun.

Live-Hinweis

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Den Brünigschwinget können Sie am Sonntag den ganzen Tag im SRF-Livestream mitverfolgen. Anschwingen ist um 8:00 Uhr, der Schlussgang steht gegen 17:00 Uhr auf dem Programm.

Umso erstaunlicher ist die Leistung des legendären Karl Meli im Jahr 1967. Meli nahm damals an neun Kranzfesten teil und gewann acht von ihnen. Und dann siegte er auch noch am Kilchberger Schwinget, ein bedeutsamer Triumph an einem Fest mit eidgenössischem Charakter, an dem es allerdings keine Kränze zu gewinnen gibt. Deshalb lautete Melis Saisonbilanz: Acht Kranzfestsiege plus Kilchberg. Das blieb so lange unerreicht, bis sich Jörg Abderhalden mit seinem besten von vielen ausserordentlichen Jahren auf eine vergleichbar hohe Stufe hievte.

2004 reihte der König von 1998 einen Festsieg an den anderen. Einzig auf der Schwägalp klappte es in dem Jahr nicht, dafür zwei Wochen später am Eidgenössischen in Luzern, wo Abderhalden zum zweiten Mal König wurde. In seiner Saisonbilanz standen schliesslich ebenso acht Kranzfestsiege, wie in Karl Melis Rekordjahr. Zwar ohne zusätzlichen grossen Sieg hinterher, dafür inklusive Königskrone.

Damit übertraf Jörg Abderhalden auch seinen Götti Ernst Schläpfer. Der war 1987 mit sieben Kranzfestsiegen näher an Karl Meli herangekommen, als zum Beispiel der dreifache Schwingerkönig Ruedi Hunsperger, der in seiner besten Saison fünf Kranzfeste gewonnen hatte.  

Einige herausragende Schwinger schafften sechs Kranzfestsiege in einem Sommer. Geni Hasler 1995, Heinz Suter 2000 und Martin Grab 2002, Grab gewann in dem Jahr ausserdem den Expo-Schwinget. Auch Arnold Forrer 2009 und Armon Orlik 2016 entschieden sechs Kranzfeste für sich. Ernest Schläfli gelang dies 1973 und 1983 sogar in zwei Sommern, genau wie Hans-Peter Pellet 2001 und 2005, sowie Christian Stucki 2008 und 2009, wobei Stucki 2008 zusätzlich am Kilchberger Schwinget triumphierte.

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Archiv: Die Ära von Jörg Abderhalden
Aus Sportsendungen vom 17.05.2020.
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Das sind alles herausragende Leistungen von höchstem Seltenheitswert. Und genau deshalb stand nach dem Weissenstein die Frage nach den historischen Dimensionen von sieben Kranzfestsiegen in einer Saison im Raum. Auch Heinz Huber, grosser Kenner des Schwingsports und seit Jahrzehnten für das Nachführen der Statistiken am Brünigschwinget mitverantwortlich, stellte diese Frage. Er tat dies über die sozialen Medien und erhielt Antwort von Samuel Gigers Mutter Hanni: Ihr Sohn schaffte 2021 ebenfalls sieben Kranzfestsiege.

Staudenmann könnte noch mehr schaffen

Bei Giger kam vor zwei Jahren dann auch noch der Co-Sieg am Kilchberger Schwinget hinzu. Damit ist er nach Karl Meli und Jörg Abderhalden der Drittgrösste aller Zeiten, wenn wir die Grossen nach Anzahl Siegen in einem Sommer sortieren.

Ihm auf den Fersen ist Fabian Staudenmann, der erst fünfte Schwinger, dem sieben Kranzfestsiege in einer Saison gelangen. Ob sein Zähler sich in diesem Sommer sogar noch weiterdreht, entscheidet nicht zuletzt das Anschwingen auf dem Brünig, wenn im Duell Giger-Staudenmann zwei Athleten zusammengreifen, deren Namen man in einem Atemzug mit Meli, Abderhalden und Schläpfer nennen kann. Weil sie nach gewonnenen Kranzfesten pro Saison schon Glorreiches erreicht haben.

Spitzenpaarungen Anschwingen

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  • Staudenmann Fabian – Giger Samuel
  • Wicki Joel – Orlik Armon
  • Aeschbacher Matthias – Rychen Roger
  • Reichmuth Pirmin – Sempach Thomas
  • Walther Adrian – Ott Damian
  • Burch Jonas – Orlik Curdin
  • Gwerder Michael – Kindlimann Fabian
  • Ledermann Michael – Schneider Domenic

Radio SRF 1, Morgengespräch, 28.7.2023, 6:15 Uhr

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