Was steht an?
Bereits zum 72. Mal findet um den Jahreswechsel 2023/24 die traditionelle Vierschanzentournee statt. Die Veranstaltung hatte ihr Geburtsjahr 1953 – damals unter dem Namen «deutsch-österreichische Springertournee» und mit Sepp Bradl (AUT) als Premierensieger. Der Event ist noch kein einziges Mal ausgefallen und blieb den ursprünglichen Schauplätzen treu. Die Tournee gilt nebst den Olympischen Spielen und der Nordisch-WM als prestigereichster Wettbewerb unter den Skispringern und ist Teil des Gesamtweltcups.
Wie sieht das Programm aus?
Zwischen dem 28. Dezember und 6. Januar wird
an acht von zehn Tagen
gesprungen – folglich geht es Schlag auf Schlag. Am Tag vor den Konkurrenzen (in jeweils 2 Durchgängen) findet die Qualifikation statt.
Die Daten und Stationen der 4 Springen sowie die Übertragungszeiten bei SRF:
- Freitag, 29. Dezember: Oberstdorf (GER), ab 17:10 Uhr, SRF zwei (Start im Web)
- Montag, 1. Januar: Garmisch-Partenkirchen (GER), ab 13:55 Uhr, SRF zwei
- Mittwoch, 3. Januar: Innsbruck (AUT), ab 13:25 Uhr, SRF zwei
- Samstag, 6. Januar: Bischofshofen (AUT), ab 16:15 Uhr, SRF zwei
* Sämtliche 4 Springen können auch im Livestream und mittels Ticker auf der Webseite von srf.ch/sport oder in der Sport App verfolgt werden.
Ruhetage sind einzig der 30. Dezember und der 4. Januar.
Was steht auf dem Spiel?
Nebst Ruhm geht es um den « goldenen Adler» als symbolträchtige Siegertrophäe. Das Preisgeld fällt stattlich aus: Der Gesamtsieger streicht 100'000 Franken ein, und insgesamt werden 400'000 Franken ausgeschüttet.
Welcher Modus kommt zur Anwendung?
Die Punkte aller 8 Wettkampf-Durchgänge werden addiert, der Springer mit der höchsten Gesamtpunktzahl gewinnt die Tournee. Ungewöhnlich ist nur die Startreihenfolge : Anders als im Weltcup marchen die Athleten nicht in der umgekehrten Reihenfolge des Gesamtweltcups die besten 30 für den 2. Durchgang aus.
Stattdessen kommen 25 K.o.-Duelle zur Anwendung, die in der Qualifikation ermittelt werden. Der Beste trifft dabei auf den 50., der Zweite auf den 49., usw. Die Sieger der Mann-gegen-Mann-Kräftemessen plus die fünf besten Verlierer stehen schliesslich im Tages-Finale.
Wer ist der Titelverteidiger?
Der Sieg bei der 71. Durchführung ging erstmals an den Norweger Halvor Egner Granerud . Er setzte sich vor Dawid Kubacki aus Polen durch, der wiederum 2019/20 alle überflügelte. Beide Springer haben in diesem Winter den Tritt noch nicht so richtig gefunden.
Wer sind die Favoriten?
- Stefan Kraft (AUT/30 Jahre) – Er startet mit dem Saison-Leistungsausweis von 5 Siegen aus 8 Weltcup-Springen und weiteren 2 Podestplätze. Zudem reüssierte der 3-fache Weltmeister schon bei der Tournee 2014/15. Folglich ist Kraft, der auch die Gesamtweltcup-Wertung anführt, bei seiner 14. Teilnahme bei den Buchmachern der Hauptanwärter auf den Tournee-Sieg. Der deutsche Bundestrainer Stefan Horngacher sieht das genauso: «Wenn ‹Krafti› auf Topniveau springt, wird es für alle anderen schwer.» Krafts Handicap: Zuletzt warf er 6-mal in Folge die Tournee beim 2. Halt in Garmisch-Partenkirchen weg. Seit 2018 legte er diese Horrorserie hin: 31., 49., 13., 28., Quali-Aus, 18. Kann er dieses Trauma überwinden?
- Ryoyu Kobayashi (JPN/27 Jahre) – Er, immerhin je 2-facher Tournee-Overall-Champion und Gesamtsieger im Weltcup (beides 2018/19 sowie 2021/22), beweist zuletzt eine aufsteigende Form.
- Pius Paschke (GER/33 Jahre) – Der Oldie kam unlängst beim Springen 1 in Engelberg zu seiner Siegpremiere im Weltcup. Einen Tag später segelte er bei der Generalprobe gleichenorts als Dritter wiederum aufs Treppchen. Somit hat Paschke dem ÖSV-Duo Kraft und Thomas Diethart etwas Entscheidendes voraus. Denn die beiden waren 2013/14 bzw. 2014/15 gänzlich ohne Weltcup-Triumph Tourneesieger geworden.
- Weitere Kandidaten mit Potenzial: Andreas Wellinger (GER/28 Jahre) und Karl Geiger (GER/30), die aktuellen Nummern 2 und 4 in der Gesamtwertung. Jan Hörl (AUT/25), Krafts Kronprinz, mischt seit Wochen weit vorne mit. Oder warum nicht Gregor Deschwanden (SUI/32) als verwegener (Herzens-)Tipp? Der Luzerner ist Gesamt-Achter im Weltcup und feierte unlängst als Zweiter in Klingenthal sein allererstes Weltcup-Podest der Karriere.
Welche Schweizer stehen am Start?
Womit wir bei den Schweizern angelangt wären ... Im Vergleich zum letzten Jahr, als Deschwanden als einziger Swiss-Ski-Vertreter die Fahne hochgehalten, aber keine Rolle gespielt hatte, steht diesmal ein Quartett am Start:
- Gregor Deschwanden , 32-jährig
- Simon Ammann , 42-jährig – er bestreitet nach einem Jahr Absenz seine 25. (!) Tournee
- Killian Peier, 28-jährig
- Remo Imhof , 20-jährig
Wie steht es um die Frauen?
Die Skispringerinnen erhalten erstmals auch eine Bühne im Rahmen der Tournee. Sie gehen am 30. Dezember in Garmisch-Partenkirchen und am 1.1. in Oberstdorf in einer sogenannten «Two-Nights-Tour» an den Start. Eigentlich war eine komplette Frauen-Tournee ab heuer beschlossene Sache, doch die österreichischen Austragungsorte sprangen noch nicht mit auf den Zug auf.
Zudem wird der Rahmen – gemessen am Publikum – ein ganz anderer sein. Die Männer werden vor Ort an den deutschen Schauplätzen von 25'000 bzw. 20'000 Fans angefeuert. Für die Frauen-Wettkämpfe wurden bislang 6500 Tickets abgesetzt.
Interessante Statistiken zum Schluss
- Die meisten Gesamtsiege
Janne Ahonen |
5 Titel (1998/99, 2002/03, 2004/05, 2005/06, 2007/08) |
Jens Weissflog |
4 Titel (1983/84, 1984/85, 1990/91, 1995/96) |
- Die führenden Nationen
Deutschland (mit DDR) | 16 Titel |
Österreich | 16 Titel |
Finnland | 16 Titel |
Norwegen | 11 Titel |
- Die Gesamtsieger mit 4 Tageserfolgen
Sven Hannawald | 2001/02 |
Kamil Stoch | 2017/18 |
Ryoyu Kobayashi | 2018/19 |