«Ich bin vom Regen in die Traufe gekommen», konstatierte ein frustrierter Simon Ammann in Bischofshofen. Das Sprachbild passte tatsächlich bestens zur Situation.
Ammann hatte nach zwei verpatzten Sprüngen und Rang 25 im Nieselregen von Innsbruck auf eine Steigerung und einen versöhnlichen Tournee-Abschluss in Bischofshofen gehofft. Dort landete der Toggenburger bei regnerischen Bedingungen aber schon nach 122,5 Metern und verpasste wie schon Mitte Dezember beim Heimspringen in Engelberg den Finaldurchgang. Ammann beendete die Vierschanzentournee auf dem 27. Schlussrang.
Nahe dran und doch weit weg
Der Routinier, dem einzig ein Sieg bei der Tournee in seinem Palmarès fehlt, vermochte seinen Absturz nur ansatzweise zu erklären. In den Trainings- und Qualifikationssprüngen zeigte Ammann wiederholt, dass er mit den Weiten der Weltbesten einigermassen mithalten kann. Doch im Wettkampf landet er jeweils mehrere Meter kürzer. Einerseits ist er also nahe an der Spitze dran, anderseits halt doch regelmässig weit von ihr entfernt.
«Es fehlt mit derzeit an Frechheit und Selbstvertrauen. In den entscheidenden Momenten funktioniert es einfach nicht. Das gibt mir schon etwas zu denken», meinte Ammann kurz nach dem Springen von Bischofshofen und forderte von sich selbst eine «knallharte Analyse».
Sechs Wochen bis zur WM
So schwierig wie die Suche nach Ursachen für die ausbleibenden Resultate präsentiert sich auch die Suche nach einem Weg aus der Baisse. «Wir sind kreativ, entwickeln uns weiter», beschreibt Ammann sehr vage sein Rezept für die kommenden Wochen. Einige Erkenntnisse hätten er und das Team gewonnen. Daran werde man arbeiten, meint der Toggenburger.
In sechs Wochen steht mit der WM in Val di Fiemme der zweite Höhepunkt der Saison auf dem Programm. Fünf WM-Medaillen (inkl. Skiflug) hat Ammann schon gewonnen; 2007 konnte er sich in Sapporo, 2010 auf der Skiflugschanze von Planica als Weltmeister feiern lassen. Mit einem sechsten Edelmetall könnte er eine bisher verkorkste Saison retten.
Das wichtige Erfolgserlebnis
Bis zum 20. Februar gilt es den Weg aus der Traufe zu finden. «Ich brauche ein Erfolgserlebnis; ein gutes Training und einen noch besseren Wettkampf», meint Ammann. Bei welchen Weltcup-Springen er den befreienden grossen Satz anpeilen will, wird er in den nächsten Tagen entscheiden.
Denkbar ist, dass Ammann auf den Wettkampf von dieser Woche im polnischen Wisla verzichtet, um sich physisch und mental von der Tournee zu erholen und danach sein nächstes Ziel anzugehen.