Mit welcher Konsequenz die vier zu ihrem grossen Ziel angetreten waren, zeigte sich in einer Szene: Vor den letzten 500 Metern wurde es Schlagmann Mario Gyr, dem wichtigsten Mann im Boot, schwarz vor Augen. Im Ziel wusste der 31-jährige Luzerner nicht, ob es zum Sieg gereicht hatte.
Wenn in einer Umfrage 90% Gold verlangen, ist das nicht einfach.
Die Mission Gold begann nach dem 5. Rang an den Olympischen Spielen 2012. «Wenn wir es machen, dann machen wir es richtig», sagten sich die vier Athleten nach London. Deshalb überliessen sie nichts dem Zufall, jedes noch so kleine Detail beachteten die Weltmeister von 2015 akribisch. In Rio wohnten sie nicht nur in einem Appartement in der Nähe der Strecke, sie hatten zum Beispiel auch ihren eigenen Koch dabei.
Nur Platz 1 gut genug
Eigentlich konnte das Quartett nur verlieren. «Wenn in einer Umfrage 98 Prozent von allen Schweizern verlangen, dass wir eine Medaille gewinnen, und davon 90 Prozent Gold, dann ist es nicht einfach», brachte es Gyr nach dem Triumph auf den Punkt. Unter diesen Voraussetzungen zu bestehen, ist eine Tugend, die nur wenige besitzen. Den grössten Druck machten sich die vier selbst. Nie liessen die Athleten einen Zweifel offen, dass für sie nur der oberste Podestplatz gut genug ist.
Das Schweizer Paradeboot liess sich auch von Rückschlägen nicht vom Weg abbringen. So musste sich Gyr Anfang 2015 zwei Nierenoperationen unterziehen, im Mai dieses Jahres zog er sich zudem einen Rippenbruch zu. Das schwache Abschneiden im Vorlauf, als sie nur auf Platz 3 ruderten, brachte die Schweizer ebenfalls nicht aus der Ruhe. Sie trotzten am Tag X auch den schwierigen Bedingungen in Form von Gegenwind – mit Überzeugung und Hartnäckigkeit.
Sendebezug: SRF 1, «Sports Awards», 18.12.2016, 20:05 Uhr