Es war einmal ein Tennisspieler, der von sich selber sagte: «Ich bin der Schweizer, der verliert.» Diese Zeiten sind längst vorbei. Zwölf Jahre, nachdem er auf der Profitour debütiert hatte, gewann Stan Wawrinka 2014 in Melbourne sensationell sein erstes Grand-Slam-Turnier.
Die Bestätigung an den French Open
In diesem Jahr bestätigte er diesen Exploit nicht nur, er machte sogar einen weiteren Schritt nach vorne. Wie er im Final der French Open Überflieger Novak Djokovic dominierte, begeisterte nicht nur die Schweizer Tennisfans. Als Lohn wurde er nun zum Sportler des Jahres gewählt.
Der 30-jährige Waadtländer aus Saint-Barthélemy – dem 777-Einwohner-Dörfchen, aus dem auch Lucien Favre stammt – galt lange als einer, der in entscheidenden Momenten das Nervenflattern kriegt. Auch das war einmal. Als er auf dem Pariser Sand Matchball hatte, peitschte er ohne mit der Wimper zu zucken einen seiner unnachahmlichen Rückhand-Bälle am machtlosen Djokovic vorbei.
Aus Federers Schatten herausgetreten
Auch bei den anderen grossen Turnieren überzeugte der Romand. Als einziger neben Djokovic, der die übrigen drei Grand-Slam-Events für sich entschied, erreichte er bei allen Major-Turnieren mindestens die Viertelfinals. In Melbourne unterlag Wawrinka im Halbfinal Djokovic, in Wimbledon im Viertelfinal Richard Gasquet und an den US Open im Halbfinal Roger Federer.
Aus dem Schatten Federers ist er längst herausgetreten. Mit seinen Ecken und Kanten, seinen Schwächen und Emotionen hat er sich in die Herzen der Schweizer gespielt. Vor allem, da er jetzt der Schweizer ist, der gewinnt.
Sendebezug: SRF 1, «Sports Awards», 13.12.2015 20:05 Uhr