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Turner fordert Verschiebung Toba: «Es geht nicht um mein Schicksal, es geht um Leben und Tod»

In einem emotionalen Posting forderte Kunstturner Andreas Toba eine klare Ansage vom IOC. SRF sprach mit dem Kunstturner.

Das Coronavirus hält die Welt in Atem, das IOC foutiert sich jedoch weiter um eine vorzeitige Verschiebung oder gar Absage der Olympischen Sommerspiele in Tokio. Am Samstagabend dann verkündete Deutschlands Athletensprecher, Fechter Max Hartung, er werde bei einer Nichtverschiebung auf keinen Fall an den Spielen teilnehmen. Am Montag erklärten mit Kanada und Australien zwei komplette Nationen ihr Forfait.

Einer jener Athleten, die sich schon vorher einschlägig geäussert hatte, ist Andreas Toba. Der Kunstturner forderte in einem emotionalen Posting auf den sozialen Medien, Olympia dürfe auf keinen Fall in diesem Sommer stattfinden. Auf seine Forderung habe er bislang nur positives Feedback erhalten, erzählt Toba gegenüber SRF. Wie bei so vielen Sportlern ist sein Hauptproblem: «Ich muss mich fithalten, weil ich nicht weiss, ob die Spiele abgesagt werden. Das sind widersprüchliche Gefühle und eine problematische Situation.»

Das Trainingspensum – in Hannover kann er aktuell mit anderen Athleten aus dem Olympiakader trainieren – musste er auf eine Einheit am Tag herunterschrauben: «Ich kämpfe dagegen, dass sich mein Körper zu sehr abbaut», schildert Toba den primären Zweck der Übungseinheiten. «Wir wissen nicht einmal, was morgen passiert. Wie sollen wir dann einen Trainingsplan für die nächsten 4 Monate aufstellen?»

Es geht hier nicht um mein Schicksal, sondern um das Wohlergehen der Gesellschaft.

Die Zeit, das weiss der 29-jährige Landesmeister am Reck, läuft nicht für ihn. «Eine Verschiebung wäre kein Vorteil für mich», so Toba über sein in Turnerjahren gerechnet fortgeschrittenes Alter. «Aber es geht hier nicht um mein Schicksal, sondern um das Wohlergehen der Gesellschaft. Es geht um Leben oder Tod. Das muss uns vor Augen gehalten werden.»

Dieser Trainingsrückstand ist nicht aufzuholen.

Toba ist sich sicher: Faire Spiele im Sommer sind illusorisch. Zahlreiche Sportler konnten nur beschränkt oder gar nicht trainieren. Der Deutsche erläutert: «Man sagt, dass eine Woche Trainingsverlust erst in einem Monat wettgemacht werden kann. In Summe würden bis im Sommer 3-4 Wochen Training fehlen. Das ist eigentlich unmöglich aufzuholen.»

SRF zwei, «sportflash», 23.03.2020, 20 Uhr ; 

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