Der GP von Ungarn förderte mit Max Verstappen im Red Bull vor den beiden Mercedes-Piloten nicht nur das exakt gleiche Podest wie in der Vorwoche in Le Castellet zutage, sondern auch die Probleme bei Ferrari.
Der so glorreiche italienische Rennstall hinkt der Konkurrenz nach starkem Saisonauftakt plötzlich wieder hinterher – und muss sich vielerlei Vorwürfe gefallen lassen:
- Interne Rangordnung: Zwei Mal landete Charles Leclerc jüngst hinter seinem Teamkollegen Carlos Sainz. Vor den Rennen im Süden Frankreichs und in Budapest gewannen die beiden Ferrari-Piloten je einmal. Klar, dass da beide Fahrer Ambitionen hegen, die Anführerrolle im Team zu übernehmen. Wie gut jedoch ein erfolgreiches Zusammenspiel und eine klare Nummer 1 sein können, zeigte das Qualifying in Le Castellet. Dort holte sich mit Leclerc der 2. der WM-Wertung im Windschatten von Sainz die Pole Position. Eine funktionierende Hackordnung demonstrieren etwa Verstappen und Sergio Perez bei Red Bull.
- Strategiewechsel zur Unzeit: Einmal mehr sorgte das Reifenmanagement von Ferrari für Diskussionen. Bereits nach dem Qualifying in der ungarischen Hauptstadt klagte Sainz über fehlendes Fingerspitzengefühl bei seinem Rennstall. Und auch im GP selbst sollte der Poker nicht aufgehen: Leclerc wechselte beim 2. Boxenstopp von Mediums auf die härtesten Reifen – prompt zog Russell auf dem verhältnismässig kalten Boden wieder am Monegassen vorbei.
- Vermeidbare Fehler: Zu den taktischen Fauxpas bei der Scuderia mischen sich Fahrfehler, wie jene von Leclerc beim Ferrari-Heimrennen in Imola oder in Le Castellet, wo der 24-Jährige als Pole-Setter einen Sieg verspielte. Auch Sainz musste sich nach seinem Dreher in Melbourne bereits an der eigenen Nase nehmen. Doch nicht nur die beiden talentierten Fahrer zeigen sich fehleranfällig: Auch bei den Boxenstopps gibt es Optimierungspotenzial – auf dem Hungaroring verlor etwa der Spanier viel Standzeit.
Muss Binotto um seinen Job fürchten?
Ein Sammelsurium aus Pleiten, Pech und Pannen – und dies ausgerechnet in dem Jahr, in welchem Ferrari eigentlich einen der schnellsten Boliden im Formel-1-Zirkus stellt. Einen, den es derzeit deshalb nicht zu beneiden gilt, ist Mattia Binotto. Der Ferrari-Teamchef muss mitansehen, wie seine Schützlinge nach 13 Rennen bereits 80 Punkte und mehr hinter dem niederländischen WM-Leader zurückliegen.
Immerhin: Nun steht für Binotto und Co. die Sommerpause an, steigt der nächste GP doch erst Ende August in Belgien. Zeit genug, um die oben aufgeführten Stolpersteine aus dem Weg zu räumen. Denn will Binotto bei Ferrari im Sattel bleiben, braucht es ein Aufbäumen – ein Blick auf das Logo lässt da immerhin hoffen.