Der härteste Job in der Formel 1 wird für Sergio Perez in diesen Tagen ein kleines bisschen angenehmer. Der Mexikaner sitzt im Red-Bull-Cockpit und ist Teamkollege von Max Verstappen – und weil dieser fast jedes Rennen gewinnt, steht Perez meist in seinem Schatten. Anders ist das aber dieses Wochenende, wenn die «Königsklasse» zum GP in Mexiko-Stadt gastiert.
Mexiko ist im «Checo»-Fieber – und will ihn zum dringend benötigten Befreiungsschlag tragen. «Das ist für mich das wichtigste Wochenende in der Saison», sagte Perez vor dem Heimspiel im lautstarken Autodromo Hermanos Rodriguez. «Ich kann es kaum erwarten.»
Wichtig ist dieses Rennen nicht nur wegen der Verbundenheit zu seinen Landsleuten. Perez fährt vor allem um seine Zukunft und seinen Status bei Red Bull. Die starken Leistungen aus dem Frühjahr mit Siegen in Saudi-Arabien und Aserbaidschan bestätigte er nicht, zuletzt spitzte sich seine Formkrise zu. Auf ein Top-3-Ergebnis wartet Perez seit Monza Anfang September – mit dem stärksten Auto des Feldes ist das schlichtweg zu wenig.
Am einfachsten wäre es, einfach abzuhauen. Aber das bin ich nicht.
Es wurde daher unruhig um den 33-Jährigen aus Guadalajara. «Es ist nicht ideal, wenn man eine schwierige Phase durchmacht», sagte Perez. «Am einfachsten wäre es, einfach abzuhauen. Aber das bin ich nicht. Ich werde nicht aufgeben.»
Gerüchte über ein vorzeitiges Aus machten bereits mehrfach die Runde – trotz Vertrag bis 2024. Mit Daniel Ricciardo, einst bei Red Bull und inzwischen beim Schwesterteam AlphaTauri angestellt, stünde ein Ersatz bereits parat, so die Spekulationen.
Alles Quatsch! Das sagt zumindest Teamchef Christian Horner. Man habe ein vorzeitiges Aus von Perez «weder diskutiert noch in Erwägung gezogen», sagte Horner zuletzt, «Checo ist unser Fahrer und wir wollen ihn so gut es geht unterstützen.»
Berechtigte Kritik gab es in den vergangenen Wochen dennoch genug. Und Perez nahm sie sich zu Herzen. Vor dem GP der USA in Austin am vergangenen Wochenende legte er eine dreitägige Sonderschicht im Simulator ein. Nach der Disqualifikation von Lewis Hamilton (Mercedes) belegte er den 4. Rang.
Es war ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum angestrebten 2. Platz in der Fahrer-WM hinter Verstappen. Perez' Polster auf Hamilton beträgt 4 Rennen vor Schluss 39 Punkte. Wenn Perez den Mercedes-Piloten auf Abstand halten kann, wird das seine Position stärken.
Der Platz im Herzen der Mexikaner ist Perez derweil sicher. Schon in Austin war der Zuspruch gross. Bei der Siegerehrung waren «Checo»-Sprechchöre ebenso unüberhörbar wie die Buhrufe für Verstappen. Perez ermunterte zur Fairness: «Ich möchte, dass Mexiko kommt, aber um das ganze Red-Bull-Team zu unterstützen – nicht nur mich.»