Vom Ausgeschlossenen zum Big Boss: Der skandalumwitterte Strippenzieher Flavio Briatore ist in der Formel 1 zurück an den Hebeln der Macht. Beim ebenso ambitionierten wie chronisch erfolglosen Alpine-Rennstall soll der 75-jährige Italiener aufräumen. Nach dem Aus von Teamchef Oliver Oakes am Dienstag rückte der bisherige Chefberater Briatore an die Spitze des Teams – und ersetzte gleich am Mittwochmorgen den enttäuschenden Rookie Jack Doohan durch Ersatzfahrer Franco Colapinto.
Nach «Crashgate» lebenslang gesperrt
Doch Briatores Rückkehr an die Spitze eines Formel-1-Rennstalls ist deutlich bemerkenswerter, war sie doch vor ein paar Jahren noch kategorisch ausgeschlossen. Schliesslich ist Lebemann Briatore, der Michael Schumachers Benetton-Teamchef bei den WM-Triumphen 1994 und 1995 war und der aus einer kurzen Beziehung mit Heidi Klum eine Tochter hat, für «Crashgate» verantwortlich, den womöglich grössten Skandal der Formel 1.
Wegen seiner Verwicklung in den Skandal um einen absichtlichen Unfall wurde Briatore vom Motorsport-Weltverband FIA zunächst lebenslang gesperrt. Beim GP von Singapur 2008 befahlen der damalige Renault-Teamchef Briatore und Technikchef Pat Symonds ihrem Fahrer Nelson Piquet junior, einen Crash zu fabrizieren – der perfide Plan ging voll auf: Teamkollege Fernando Alonso avancierte bei der anschliessenden Safety-Car-Phase zum grossen Profiteur. Piquet packte aus, nachdem er 2009 entlassen wurde.
Der «demokratische Diktator» mit den hohen Ambitionen
Doch Briatore, der eine irrwitzige Karriere vom Gelegenheitsjobber zum Nachtklubbesitzer sowie Benetton- und später Renault-Teamchef hingelegt hatte, wollte sich nicht aus seiner Formel 1 vertreiben lassen. Er klagte, bis ein Gericht seinen Ausschluss auf unbestimmte Zeit für unrechtmässig erklärte.
2024 holte Renault-Geschäftsführer Luca de Meo die Persona non grata zurück in den Formel-1-Zirkus. «Ihm schulde ich Erfolg», sagte Briatore, «2026 wollen wir bei 50 Prozent aller Rennen um Podestplätze fahren. Dann gewinnst du automatisch das eine oder andere Rennen. 2027 müssen wir in der Lage sein, um den Titel zu fahren.» Er ergänzte: «Ich bin ein demokratischer Diktator.» Alle wüssten schliesslich, dass er die Entscheidungen treffe.