«Ich wusste, dass unser Auto klar besser ist als im Vorjahr, aber damit habe ich trotzdem nicht gerechnet,» sagte mir ein sichtlich gerührter Peter Sauber nach dem Australien-GP. Und er gab die Blumen gleich weiter: «Das ist zum grossen Teil das Verdienst von Teamchefin Monisha Kaltenborn. Ohne sie gäbe es Sauber in der Formel 1 wohl nicht mehr.»
Bestes Ergebnis in Melbourne seit 14 Jahren
Dieses Wochenende war wohl das Schwierigste in der beruflichen Laufbahn der Teamchefin. Als die Autos am Freitag im ersten Training in der Box blieben, gab es von den Medien offene Kritik bis hin zur Rücktritts-Forderungen. Dabei war der Verzicht die einzig richtige Entscheidung, um die Situation im Rechtsstreit mit Ex-Testfahrer Giedo Van der Garde zu entschärfen.
2 Tage später bejubelte das Sauber-Team das beste Ergebnis in Melbourne seit 14 Jahren. 2001 war Nick Heidfeld Vierter und Kimi Räikkönen Sechster geworden. Die Parallele zu damals ist offensichtlich: Eine Saison zum Vergessen im Vorjahr, und dann ein Neustart mit zwei neuen, jungen, unerfahrenen Piloten.
Nasr mit Intelligenz und fahrerischer Klasse
Rookie Felipe Nasr hatte schon im Qualifying mit einer tadellosen Leistung verblüfft. In seinem ersten Formel-1-Rennen zeichnete er sich durch fahrerische Klasse, grosse Rennintelligenz und reifenschonendes Fahren aus (was auch ein Qualitätsmerkmal des Sauber C34 zu sein scheint). Er spielte Katz und Maus mit Verfolger Daniel Ricciardo, der sich bei seinen Aufholversuchen die Reifen ruinierte und schliesslich zurückfiel.
Ericssons Poker ging auf
Marcus Ericssons Gamble, mit den harten Reifen zu starten, zahlte sich ebenfalls aus. Die Safety-Car-Phase nach dem Start nutzte das Team, um ohne Zeitverlust auf die schnelleren weichen Reifen zu wechseln. Ein dritter Stopp war eigentlich nicht geplant, aber er war richtig, denn so gelang es dem Schweden, Carlos Sainz im Toro Rosso noch niederzuringen. Sein Renningenieur hatte ihm noch auf den Kopfhörer geschrien: «Jetzt musst Du ihn schnappen» - prompt war er vorbei.
Vorzeichen für 2015 vielversprechend
2001 beflügelte der Erfolg von Melbourne das Sauber-Team fürs ganze Jahr. Die Vorzeichen für 2015 sind vielversprechend. Denn heute wie damals war es ein Erfolg des ganzen Teams.
Extrem wichtig ist es nun, dass der Fall «Van der Garde» möglichst schnell vom Tisch ist, damit der Schwung nach Malaysia mitgenommen werden kann.
Sendebezug: SRF zwei, «sportlive», 15.03.2015, 05:30 Uhr