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Formel 1 Zwischenfazit: Was Vettel 2013 war, ist nun Mercedes

Die Formel 1 geht für 4 Wochen in die Sommerpause, Zeit für eine Zwischenbilanz. Nebst der erwarteten Mercedes-Stärke verblüffte Daniel Ricciardo. Bei den bisherigen Verlierern Sebastian Vettel und Sauber gibt es zumindest Anzeichen auf eine Trendwende.

Resultate

Drei Sieger erst hat die erste Tranche der Saison 2014 hervorgebracht. Es sind dies Nico Rosberg (De), Lewis Hamilton (Gb) und Daniel Ricciardo (Aus), die in dieser Reihenfolge das WM-Klassement anführen. Vergangenes Jahr konnten bis zur Sommerpause immerhin fünf verschiedene GP-Gewinner gefeiert werden (Kimi Räikkönen, Sebastian Vettel, Fernando Alonso, Rosberg sowie Hamilton).

SRF-Kommentator Michael Stäuble.
Legende: Michael Stäuble Der SRF-Kommentator zieht ein Zwischenfazit. SRF

Dabei implizierten die einschneidenden Änderungen im Regelwerk neue Spannung. Haben sie das Gegenteil bewirkt? «Nein, das wäre der falsche Rückschluss», antwortet SRF-Kommentator Michael Stäuble. Denn gerade die letzten Rennen in Hockenheim und Budapest erlebte er als sehr ereignisreich und umkämpft.

Mercedes: Die führende Kraft

Allerdings hat Mercedes Sebastian Vettel (Red Bull) als Überflieger abgelöst. Wegen der neuen Motorenformel spielt die deutsche Traditionsmarke eine Dominanz aus, wie sie wohl seit Ende der 1980-er Jahre und McLaren nicht mehr vorgekommen ist. Für Experte Stäuble stehen die Professionalität und Nachhaltigkeit am Anfang der neuen Kräfteverhältnisse. «Mercedes hatte die grösste Vorlaufzeit. Nicht, weil sie zuerst von den Änderungen erfuhren, sondern weil sie die Neuerungen vom ersten Moment an konsequent verfolgt haben», sagt der 55-Jährige.

Um die Überlegenheit zu ergründen, blättert Stäuble ins Jahr 2009 zur Einführung von KERS (System zur Rückgewinnung kinetischer Energie) zurück. Bereits den Vorgänger des heutigen Hybrid-Systems hat Mercedes sehr ernst genommen und erkannt, dass diese Technologie Zukunft hat. «KERS war anfänglich ein Flop, viele Motorenhersteller liessen darum davon ab. Doch Mercedes hat die Entwicklung beharrlich vorangetrieben», so Stäuble.

Ricciardo: Die neue Entdeckung

Nebst den Mercedes-Piloten Rosberg und Hamilton fuhr in dieser Saison Ricciardo seine ersten zwei Siege ein. Der 25-jährige Australier ist bei Red Bull Teamkollege von Titelverteidiger Vettel und mit einem Renault-Motor unterwegs. Stäuble gibt zu, dass er enttäuscht war, als Ricciardo (ehemals Toro Rosso) anstelle von Räikkönen als neuer Red-Bull-Fahrer vorgestellt worden war. Mittlerweile hat der SRF-Kommentator sein Urteilt stark revidiert: «Ich bin beeindruckt von ihm.»

So ist Ricciardo für ihn nebst Valtteri Bottas (Fi/Williams) die grösste bisherige Entdeckung.

Vettel: Der entthronte König

Vor allem verstand es Neuankömmling Ricciardo, Vettel klar in den Schatten zu stellen. Stäuble führt aus, dass sich für den Deutschen die Situation grundlegend verändert habe. «Er fühlte sich im letztjährigen Auto pudelwohl, es stimmte alles, er war der König im Stall, musste teilweise nicht einmal ans Limit gehen. Nun ist sein Auto nicht mehr übermächtig, das wirkt sich auch auf das Vertrauen aus», glaubt Stäuble.

Dass Vettel sich öffentlich beschwerte, sind Anzeichen für seine Unzufriedenheit und Unsicherheit. Für Stäuble aber bleibt der 4-fache Weltmeister ein hervorragender Pilot, der diese Saison sicher noch mindestens einmal jubeln könne.

Sauber: Viele Gründe für null Punkte

11 Rennen, 0 Punkte: Auch Stäuble beurteilt die Sauber-Bilanz als absolut ernüchternd. Die Gründe dafür seien vielschichtig. Der Hinwiler Rennstall leidet am Antriebsstrang von Ferrari, der nicht ausreichend Power hat, zu schwer ist und über ein «unberechenbares Ansprech-Verhalten» verfügt.

Stäuble ortet die Defizite ebenso im Chassis und glaubt deshalb nicht, dass Sauber mit einem Mercedes-Motor vor Force India (5. Rang mit 98 Punkten) klassiert wäre. Zudem stellt er bei den Piloten einen klaren Rückschritt gegenüber 2013 fest: «Sutil erreicht nie die Konstanz und hervorragenden Leistungen von Hülkenberg. Und Gutierrez musste aus finanziellen Überlegungen weiterbeschäftigt werden.» Dennoch drängt sich für den SRF-Experten vorläufig kein Wechsel im Cockpit auf. «Denn auf dem Markt gibt es keinen Kandidaten, der auf Anhieb besser wäre als Sutil.»

Immerhin: Beim GP Ungarn hat sich Sauber so konkurrenzfähig präsentiert wie noch nie in dieser Saison. Deshalb ist Stäuble zuversichtlich, dass ab Ende August bald die ersten Punkte fällig seien. Als Minimalziel definiert er, Marussia mit bislang 2 Punkten noch zu überholen. Mehr als eine einstellige Punktezahl auf dem Konto traut er den Zürchern unter normalen Umständen aber nicht mehr zu.

Es sei denn, es käme noch einmal zu einem Chaosrennen, wie es etwa 2003 in Indianapolis der Fall gewesen war. Dabei ging Sauber mit den Rängen 3 und 5 als grosser Profiteur hervor.

Sendebezug: SRF zwei, sportpanorama, 27.07.14 18:15 Uhr.

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