Zum Inhalt springen

Nach dem GP Miami Pompons und viel Brimborium: Ist das die «neue» Formel 1?

Die Formel 1 wartete beim GP Miami mit einer noch nie dagewesenen Riesen-Show auf. Die neue Strategie der «Königsklasse» wird heftig kritisiert.

Was die Sieger angeht, verläuft die Formel-1-Saison bislang eher langweilig. 5 Rennen, 5 Mal stand ein Red-Bull-Fahrer zuoberst. Auch am Sonntag beim GP Miami jubelte mit Max Verstappen wieder der Titelverteidiger vom österreichischen Team. Damit es dem Publikum trotzdem nicht langweilig wird, haben sich die Organisatoren in den USA viel ausgedacht – zu viel, wenn man zahlreiche Fahrer oder auch Fans fragt.

Kurz vor dem Start machte die Formel 1 aus der Fahrerpräsentation eine noch nie dagewesene Show. Rapper LL Cool J rief die Piloten dramatisch herein und kündigte etwa Rookie Nyck de Vries (Alpha Tauri) als «neue Sensation», Guanyu Zhou (Alfa Romeo) als einen «der aufregendsten Fahrer des Feldes» oder Oscar Piastri (McLaren) als «Rookie-Wunder» an – die 3 haben diese Saison zusammen 6 Punkte geholt.

Keiner der Fahrer mag es.
Autor: Lando Norris McLaren-Pilot

Jeder Einzelne betrat die Strecke durch eine Wand aus Kunstnebel, Cheerleader in hautengen Kostümen feuerten sie mit Pompons an – eigentlich hatte die Rennserie die Grid-Girls vor fünf Jahren wegen des sexistischen Bildes verabschiedet. Dazu spielte ein Orchester dramatische Musik, und will.i.am, ebenfalls Rapper, schwang den Taktstock.

«Keiner der Fahrer mag es», sagte McLaren-Pilot Lando Norris später. «Aber im Endeffekt machen wir es ja nicht für uns, wie viele Dinge.» Weltmeister Max Verstappen schien ebenfalls nicht erfreut: «Einige mögen das Rampenlicht, andere nicht. Ich persönlich mag es nicht so sehr. Ich glaube nicht, dass diese Show nötig war. Ich würde lieber meinen Helm aufsetzen, ins Auto steigen und losfahren, aber ich verstehe natürlich den Unterhaltungswert. Ich hoffe, dass wir das künftig nicht bei jedem Rennen machen.»

Verstappens Red-Bull-Teamkollege Sergio Perez und auch Aston-Martin-Pilot Fernando Alonso äusserten sich ähnlich und wiesen zudem auf ein weiteres Problem hin. «Es muss auch ein bisschen Respekt vor den Fahrern geben», sagte Perez, «wir müssen uns auf das Rennen vorbereiten, das war ja wenige Minuten vor dem Start.»

Teil der neuen Strategie

Alonso, im Rennen von Miami Dritter hinter Verstappen und Perez, ist ebenfalls «kein grosser Fan solcher Dinge direkt vor dem Rennen», es störe «die Vorbereitung mit den Ingenieuren und das Strategiemeeting». Es dürfe aber auch keine Sonderstellung einzelner Rennen geben: «Wenn wir so etwas machen, dann müssen wir es überall machen. Ich glaube nicht, dass die Fans in Miami besser sind als die Fans in Italien, Spanien, Mexiko oder Japan. Im Zweifel sollte jeder die selbe Show bekommen.»

Das Rennen in Miami war das erste von drei US-Rennen in diesem Jahr, diese Häufung ist ein Novum im Kalender. Es folgen noch der etablierte Grand Prix in Austin (22. Oktober) und die Rückkehr nach Las Vegas (18. November). Die amerikanischen Besitzer der Formel 1 wollen die Rennserie in den USA etablieren. Erklärtes Ziel ist es auch, den Unterhaltungswert rund um jedes einzelne Rennen zu steigern. Für Unterhaltung wurde dieses Wochenende zwar gesorgt, die Begeisterung dafür muss man aber weiterhin suchen.

Formel 1

SRF zwei, Sportlive, 07.05.2023, 20:55 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel