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Piastri dominiert Formel 1 Oscars reife Vorstellung

McLaren-Pilot Oscar Piastri ist in der Formel 1 der Mann der Stunde. Das «Sommertheater 2023» ist längst vergessen.

Oscar Piastri.
Legende: Der neue Formel-1-Dominator Oscar Piastri. imago images/HochZwei

Der Dank an die Boxencrew musste auch diesmal reichen. Mehr war von Oscar Piastri am Funk unmittelbar nach der Zieldurchfahrt nicht zu hören. So hatte er es bei seinen vorangegangenen drei Grand-Prix-Siegen in diesem Jahr gehandhabt, bei den wenigen Worten liess er es auch am Sonntag in Miami bewenden.

Lauter, überschwänglicher Jubel würde nicht zu Piastri passen, diesem ruhigen, besonnenen Fahrer aus Melbourne, der seine Arbeit unaufgeregt erledigt, kaum Emotionen zeigt – und in seinem Tun an Kimi Räikkönen erinnert.

Wie Piastri selber über den Vergleich mit dem Finnen denkt? Er hat sich noch nicht dazu geäussert, zumindest nicht in der Öffentlichkeit. Er nimmt es zur Kenntnis. Derartiges Gerede interessiert ihn nicht gross. Er will sich selber sein.

Er ist nicht so aggressiv wie Verstappen, nicht so sympathisch wie Norris und nicht so beliebt wie Kimi Antonelli.
Autor: Corriere dello Sport

Erinnerungen an Häkkinen werden wach

Derzeit ist Piastri aber vor allem eines: die Nummer 1 in der Formel 1, Führender in der Gesamtwertung. Der Australier gewann vier der bisherigen sechs Saisonrennen, siegte nun dreimal in Folge – Resultate, die für McLaren zuletzt Mika Häkkinen auf seinem Weg zum WM-Titel 1998 fabrizierte. Seinen etwas erfahreneren Teamkollegen Lando Norris hat Piastri mittlerweile konstant im Griff.

Mit Serienweltmeister Max Verstappen liefert er sich gleichermassen harte wie präzise Zweikämpfe, gewinnt diese aber in der Regel dank des deutlichen Pace-Vorteils seines McLaren gegenüber dem Red Bull. Und schon sind die Rollen vertauscht, Piastri ist nun der Chef auf den Ringen.

Dabei gilt er oberflächlich betrachtet nicht als der spannendste Typ im Formel-1-Zirkus. Er sei «nicht so aggressiv wie Verstappen, nicht so sympathisch wie Norris und nicht so beliebt wie Kimi Antonelli», fasste der Corriere dello Sport treffend zusammen, doch es kommt ja auf etwas anderes an: «Er ist der Pilot, der nach dem WM-Titel greift.»

Das unschöne Ende mit Alpine

Und er ist der Pilot, für den McLaren sich im Sommer 2022 die Hände schmutzig machte. Piastri, der als Rookie jeweils die Formel 3 und Formel 2 gewann, sollte seinerzeit bei Alpine zum Stammpiloten befördert werden. Das Team versendete bereits eine entsprechende Pressemitteilung. Das Problem: Es gab nur eine mündliche Vereinbarung, aber keinen Vertrag.

Den hatte Piastri mittlerweile bei McLaren für 2023 unterzeichnet. Es folgte ein Sommertheater, das vor der Schlichtungsstelle entschieden wurde – zugunsten von Piastri und McLaren, dem allerdings nun der Ruf anhaftete, für seine Karriere Werte über Bord zu werfen. «Ich hätte mir gewünscht, dass er mehr Integrität hat», sagte der damalige Alpine-Teamchef Otmar Szafnauer und warf Piastri «Illoyalität» vor.

Heute fragt danach in der Formel 1 niemand mehr. Piastri stellt sich seit mehr als zwei Jahren Woche für Woche in den Dienst des McLaren-Teams, ohne seinen persönlichen Ehrgeiz hinten anzustellen. Und er brennt, ist eigentlich nie mit sich zufrieden.

«Das war nicht mein bestes Wochenende», sagte er nach seinem Sieg am Sonntag – bei dem er Norris um fast fünf Sekunden distanzierte und dem drittplatzierten Mercedes-Piloten George Russell 37 Sekunden abnahm.

Wohin eine solche Dominanz führen kann, fasste die spanische Mundo Deportivo zusammen: «In seinem dritten Jahr in der Formel 1 will er den Titel holen – und er wird es tun.»

SRF zwei, sportlive, 04.05.2025, 21:20 Uhr ; 

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