Die Motorrad-Saison ist vorbei. Ein von Corona durcheinandergewirbeltes Rennjahr, ein hadernder Tom Lüthi und spannende Weltmeister-Kämpfe bleiben in Erinnerung. Höchste Zeit, mit SRF-Motorrad-Kommentator Marco Felder Bilanz zu ziehen.
Felder über ...
- die Saison von Tom Lüthi: «Ein Jahr zum Vergessen, sein schlechtestes in der Moto2. Das hat verschiedene Gründe: Das Zusammenspiel mit dem Team funktionierte nicht, Lüthi hat das Vertrauen nicht gespürt. Ohne dieses Vertrauen kann man das Motorrad nicht richtig einstellen und hat dann wiederum kein Vertrauen in seine Maschine. Ich bin überzeugt, dass es nicht an Lüthi selbst liegt. Gerade in Valencia, wo es sehr auf den Fahrer ankommt, zeigte er seine beste Leistung. Für nächste Saison mit dem neuen Team bin ich optimistisch.»
- die Gründe für eine Steigerung von Lüthi: «Es gibt durchaus Indizien dafür, dass es wieder aufwärts geht. Er ist nach wie vor motiviert und topfit. Nun braucht es gegenseitiges Vertrauen. Sein neues SAG-Team ist klein, familiär und Motorrad-verrückt. Mit dem Sieg von Remy Gardner in Portugal hat das Team gezeigt, dass es um Erfolge mitreden kann.»
moto2 ch
- die anderen Schweizer Motorradfahrer: «Für sie war es eine schwierige Saison. Allen voran Jesko Raffin, der zu Saison-Beginn eine mysteriöse Viruserkrankung erwischte. Dadurch verpasste er viele GP, auf dem Motorrad wurde es für ihn fast gefährlich. Es ist fraglich, ob er wieder ein Team findet. Dominique Aegerter hatte in der MotoE eine sehr gute Saison und wäre wohl Weltmeister geworden, hätte man ihn nicht zweimal abgeschossen. Auch als Raffins Ersatzfahrer in der Moto2 machte er Werbung in eigener Sache. Mit ihm ist nach wie vor zu rechnen. Jason Dupasquier musste in seiner Premieren-Saison in der Moto3-Klasse viel lernen. Die angestrebten Punkte verpasste er leider. Mit seinem Zweijahres-Vertrag hat er nächste Saison aber die Gelegenheit, sich zu steigern.»
- Moto2-Weltmeister Enea Bastianini: «Es war wegen Corona eine spezielle Saison. In der Moto2 konnte sich keiner so richtig absetzen, deshalb gewann der konstanteste Fahrer. Sam Lowes und Luca Marini wurden einzelne verpasste Rennen zum Verhängnis. Ohne grosse Aussetzer blieb Enea Bastianini, er holte sich taktisch geschickt den Titel. Er und Marini steigen nun in die MotoGP auf.»
- das Jahr in der MotoGP: «Es hiess in den letzten Jahren immer: Wenn Marc Marquez in der MotoGP so richtig losgelassen wird, herrscht Chaos pur. In diesem Jahr fehlte Marquez fast durchgehend verletzt – und es wurde erst recht chaotisch. 9 verschiedene Sieger, und Joan Mir, der bereits in seiner zweiten Saison in der «Königsklasse» Weltmeister wurde – mit nur einem GP-Triumph. Corona spielte auch mit. Für den neutralen Zuschauer am TV war es eine sehr spannende, abwechslungsreiche Saison – und in der nächsten kommt noch Marc Marquez obendrauf.»