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Shiffrins 60 Wunder-Sekunden Krank und hoch emotional zurück auf den Slalom-Thron

Das 4. WM-Slalom-Gold von Mikaela Shiffrin ist eines für die Annalen – mit spezieller Vorgeschichte und aussergewöhnlicher Gefühlsregung.

Mikaela Shiffrin und der WM-Slalom: Das ist eine anhaltende Liebe auf den ersten Blick und eine für die Geschichtsbücher dazu. Gleich bei seinem Debüt 2013 in Schladming startete das Jahrhundert-Talent aus Colorado zu Gold durch. An dieser Position hielt sich Shiffrin bis heute.

4 WM-Titel in Serie und in der gleichen Disziplin bedeuten alleiniger Allzeit-Rekord in der fast 9 Jahrzehnte währenden Alpin-Historie. Bisher lag die Amerikanerin in dieser Statistik gleichauf mit Christl Cranz, die ihren Hattrick allerdings in den 1930er-Jahren realisierte.

So ausgelaugt wie selten

Nur bei Olympischen Winterspielen weist Shiffrin seit Pyeongchang keine makellose Bilanz mehr auf. Als Dominatorin wurde die 23-Jährige in der vergangenen Saison unsanft vom Slalom-Thron gestossen, belegte sogar nur Rang 4. Doch nun ist die Frau mit den Slalom-Schwüngen der Extraklasse wieder an der Macht.

Das Verblüffende: Sie schaffte die Rückkehr schwer angeschlagen. So lutscht Shiffrin hinterher an der Pressekonferenz Hustenbonbons und offenbart, dass sie an den Symptomen einer leichten Lungenentzündung leide. «Das Atmen bereitet mir grosse Mühe, ich kriegte im Ziel kaum noch Luft.»

So gerührt wie noch nie

Nach ihrem Totalangriff im 2. Lauf von Zwischenrang 3 aus lag Shiffrin völlig entkräftet im Zielraum im Schnee. Sie verharrte auch in dieser Stellung, als die zweitklassierte Anna Swenn-Larsson unten angekommen war. «Ich weiss, dass diese Geste respektlos gegenüber Anna war, aber ich konnte nicht anders», entschuldigt sie sich.

Zwischen den beiden Durchgängen hätte ihr jeder Einzelne aus dem Umfeld klar gemacht, dass sie jetzt einfach nur noch 60 Sekunden voll pushen müsse. «Sie redeten auf mich ein, gaben mir Energie und sagten: ‹Dann bist Du durch!› Das schien mir einleuchtend, also presste ich während einer einzigen Minute nochmals alles aus mir heraus.»

Die Tränen flossen mehr als sonst, das ist mir eigentlich etwas peinlich.
Autor: Mikaela Shiffrin

Shiffrin stuft ihr insgesamt 5. WM-Gold als «den vermutlich süssesten Erfolg überhaupt» ein. Weil er unter schwierigen Umständen zustande gekommen ist, und sie sich in Are von Beginn weg total gut aufgehoben und relaxt gefühlt habe.

Wohl auch darum spricht die 2-fache Weltcup-Gesamtsiegerin von einem hoch emotionalen Tag. «Die Tränen flossen mehr als sonst, dabei ist mir das eigentlich etwas peinlich. Aber ich brauche jetzt einfach meine Zeit, um alles verdauen zu können», schliesst sie. Und Zeit benötigt auch ihre Genesung.

WM-Service

Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 16.02.2019 10:45 / 14:15 Uhr

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