Die Meldung kam unerwartet und überraschte auch: Urs Lehmann wechselt zum Ski-Weltverband FIS und wird dort CEO. Noch vor wenigen Jahren wäre das undenkbar gewesen.
Schliesslich hatte sich Lehmann 2021 für das FIS-Präsidium beworben, unterlag aber dem aktuellen Vorsitzenden Johan Eliasch. Mit diesem geriet er sich anschliessend in die Haare.
Konflikte um Medien- und Werberechte
Eliasch hatte mit mehreren Entscheiden und Machenschaften für eine komplett verfahrene Situation gesorgt – und manchen nationalen Skiverband wie Swiss-Ski oder Ski Austria vor den Kopf gestossen. Grösster Streitpunkt war der Konflikt um die Besitzverhältnisse der Medien- und Werberechte.
Rückblickend meint Lehmann: «Eliasch und ich hatten die gleichen Visionen. Wir hatten aber unterschiedliche Auffassungen darüber, wie diese Visionen umgesetzt werden sollen. Da sind wir nicht auf einen Nenner gekommen.»
Nun aber habe man in den letzten Monaten positive, konstruktive Diskussionen geführt. «Jetzt wollen wir die FIS mit vereinten Kräften in die Zukunft führen», so Lehmann, «ich würde diese Rolle kaum annehmen, wenn ich ein Feindbild bei der FIS hätte und stets die Fetzen fliegen würden.»
Swiss-Ski gut aufgestellt
Ganz neue Töne hört man auch von Eliasch und FIS-Generalsekretär Michel Vion. «Wir freuen uns sehr, dass Urs zur FIS stossen wird. Die Verstärkung unseres Führungsteams durch ihn ist ein wichtiger Schritt, um sicherzustellen, dass wir bestmöglich aufgestellt sind, um die grossen Herausforderungen der nächsten Jahre zu meistern.»
Der Abschied von Swiss-Ski fällt Lehmann nicht leicht. Auch die Lücke, die er hinterlässt, ist nicht gerade klein. «So sehr ich mich auf die neue Aufgabe freue, so sehr verlasse ich Swiss-Ski mit einem weinenden Auge», sagt er. «Erleichtert hat mir den Entscheid meine tiefe Überzeugung, dass Swiss-Ski so gut aufgestellt ist wie vielleicht noch nie. Ich freue mich sehr darauf, die Zukunft des Schneesports auch in den kommenden Jahren aktiv mitzuprägen.»
Direkter Draht zur FIS von Vorteil
Am Vorstand von Swiss-Ski mit Co-Präsident Peter Barandun ist es nun, eine Nachfolgelösung zu präsentieren. Auch er verweist darauf, dass der Verband ausgezeichnet dastehe: «Wir haben ein unglaublich stabiles Fundament. Und der sportliche Erfolg ist da.» Angesichts dieser Ausgangslage müsse man nichts überstürzen.
So sehr er den Abgang bedauere, sieht Barandun auch Vorteile: «Für uns ist es ein riesiger ‹added value› (Mehrwert), dass Urs zur FIS wechselt.» Es brauche dort Reformen und Lehmann sei genau die richtige Person, um diese anzustossen. Ausserdem wird Swiss-Ski so einen sehr direkten Draht zum Weltverband haben. «Wir werden sehr nahe sein», so Barandun.