Spätestens mit den zur Tradition gewordenen Übersee-Rennen Ende November/Anfang Dezember hat der Ski-Weltcup in den letzten 10 Tagen so richtig Fahrt aufgenommen. Zeit für einen kleinen Rückblick, bevor es für die Frauen am Wochenende in St. Moritz und für die Männer in Val d'Isère weitergeht:
Nicht so viele Rennen wie geplant
In Lake Louise, Killington und Beaver Creek waren insgesamt 11 Rennen geplant. Stattfinden konnten am Ende nur deren 8, wobei die Männer gleich von 3 Absagen betroffen waren. Die erste Abfahrt der Saison in Lake Louise am 26. November musste ebenso abgesagt werden wie der Super-G zwei Tage später. In Beaver Creek hätten deshalb zwei Abfahrten stattfinden sollen, nur diejenige am Samstag konnte aber planmässig durchgeführt werden. Weniger Wetterpech hatten die Frauen. Die Speedrennen gingen alle über die Bühne, einzig der Riesenslalom in Killington am 27. November musste im 1. Lauf wegen starker Windböen abgebrochen werden.
Goggias seltener Hattrick
Definitiv gelohnt hat sich die Reise nach Kanada für Sofia Goggia, die zur grossen Überfliegerin des vergangenen Wochenendes wurde. Die Italienerin gewann in Lake Louise nicht nur die beiden Abfahrten in überlegener Manier, sondern schnappte sich am Sonntag auch gleich noch den Sieg im Super-G. Dieses Triple hatte zuvor nur Lindsey Vonn geschafft – in den Jahren 2012, 2015 und 2016. Der Sieg im Super-G bedeutete Goggia laut eigenen Angaben am meisten. In dieser Disziplin steht die 29-Jährige bei nun insgesamt 4 Weltcup-Siegen, in der Abfahrt sind es bereits deren 10. Besonders zu denken geben muss der Konkurrenz Goggias erster Streich in der Abfahrt vom Freitag. Der zweitplatzierten Breezy Johnson nahm die Bergamaskerin fast 1,5 Sekunden ab.
Norweger zwischen Himmel und Hölle
Bei den Männern erlebte Aleksander Kilde ein gelungenes Comeback-Wochenende – trotz einem Nuller im ersten Super-G von Beaver Creek am Donnerstag. Der Norweger, der vor knapp 11 Monaten einen Kreuzbandriss erlitten hatte, gewann sowohl den Super-G am Freitag sowie die Abfahrt am Samstag. Noch vor anderthalb Monaten hatte sich der Freund von Mikaela Shiffrin nicht bereit gefühlt für Renneinsätze. Nun fuhr er so, als wäre er nie weggewesen.
Im norwegischen Lager gab es aber nicht nur Grund zur Freude. Kjetil Jansrud droht nach einem heftigen Sturz das Olympia-Aus. Gemäss ersten Untersuchungen hat sich der Super-G-Olympiasieger von 2014 bei seinem Abflug in die Fangnetze unter anderem Verletzungen am Kreuzband zugezogen. Genauere Angaben über das Ausmass der Verletzung werden aber erst nach Jansruds Rückkehr nach Norwegen am Montag erwartet.
Schweizer Stammgäste auf dem Podest
Auch für Swiss-Ski war der Übersee-Trip ein äusserst erfolgreicher. In den 8 Rennen, die durchgeführt werden konnten, stand 7 Mal ein Schweizer oder eine Schweizerin auf dem Podest:
- Beat Feuz fuhr sowohl in der Abfahrt von Lake Louise wie auch eine Woche später in Beaver Creek auf Platz 3. Der Schangnauer ist mit nun 42 Abfahrts-Podestplätzen alleiniger Rekordhalter.
- In Levi hatte es noch nicht geklappt, im 3. Slalom der Saison in Killington schon: Wendy Holdener wurde hinter Mikaela Shiffrin und Petra Vlhova – wem sonst? – Dritte. Die Schwyzerin steht in ihrer Spezialdisziplin bei 28 Podestplätzen. Ob es in diesem Winter mit dem ersten Sieg klappt?
- Ein dickes Ausrufezeichen hat Marco Odermatt gesetzt. Der Nidwaldner gewann in Beaver Creek mit einer blitzsauberen Fahrt den ersten Super-G der Saison. Weil ihm bei der Reprise am Tag danach ein kleiner Fehler unterlief, musste er Kilde den Vortritt lassen. Nach den Rängen 1 und 2 ist die Konkurrenz aber mehr als gewarnt.
- Bereits wieder den Sprung aufs Podest schaffte Corinne Suter . In der ersten Abfahrt in Lake Louise noch Fünfte, fuhr die amtierende Weltmeisterin in dieser Disziplin am Samstag auf Rang 3 – und das trotz dem Trainingsrückstand nach der Ende September erlittenen Knochenprellung am Schienbein-Plateau.
- In den beiden Abfahrten hatte Lara Gut-Behrami zu kämpfen. Im Super-G war die gesundheitlich angeschlagene Tessinerin aber zur Stelle: Platz 2 und nur 11 Hundertstel hinter Goggia, eine starke Reaktion.
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Österreich hat die Nase deutlich vorne
Nach der drei Jahrzehnte währenden österreichischen Dominanz hatte die Schweiz zuletzt zweimal die Nationenwertung gewonnen – und würde gerne das Triple schaffen. Aktuell liegen die Schweizer mit 568 Punkten Rückstand deutlich im Hintertreffen. Für Zahlenschiebereien ist es aber ohnehin zu früh. Noch ist nicht einmal ein Viertel aller Rennen absolviert.