Was schon bei den Olympischen Spielen erwartet worden war, trifft nun in Courchevel/Méribel doch noch ein: Mikaela Shiffrin steht tagein, tagaus auf dem Podest – und gewinnt so den Gesamtweltcup. Nach dem Sieg in der Abfahrt vom Mittwoch reichte der US-Amerikanerin am Donnerstag Rang 2 im Super-G, um sich die grosse Kristallkugel zwei Rennen vor Saisonende vorzeitig zu sichern.
Es liegt keine einfache Zeit hinter ihr
Die 27-Jährige, die mit ihrem norwegischen Partner Aleksander Kilde ein wahres Dream-Team des Ski-Sports bildet, verdiente sich den Grosserfolg mit bislang 5 Saisonsiegen und insgesamt 14 Podestplätzen. Und doch ist es alles andere als ein selbstverständliches Resultat; zu widrig waren die letzten Monate und Jahre für Shiffrin verlaufen. Die Gedanken sind deshalb oft weit weg vom Skifahren.
- Aktuell treibt sie der Krieg in der Ukraine um. So nutzte sie ihren Geburtstag am letzten Sonntag, um den Fokus ihrer insgesamt 1,3 Millionen Follower auf Social Media «auf die zu lenken, die es am nötigsten haben». Bereits am Weltfrauentag letzte Woche hatte Shiffrin zugegeben, dass sie sich dieser Tage emotional in einem Zwiespalt befindet. Damals schrieb sie: «Diese Frage verfolgt mich schon seit einiger Zeit: Wie kann ich mich (...) überhaupt noch für Skirennen interessieren? Wie kann sich irgendjemand um etwas anderes kümmern, bis der Krieg beendet ist. Wie?»
- Im Winter 2019/20 hatte die Amerikanerin mit dem unerwarteten Tod ihres Vaters Jeff einen persönlichen Tiefschlag zu verkraften gehabt. Shiffrin – damals im Gesamtweltcup vorne – unterbrach daraufhin ihre Saison und musste die Führung an Federica Brignone abgeben. Weil die Saison später wegen Corona abgebrochen wurde, ging sie sportlich leer aus.
- Leer ging sie auch bei Olympia 2022 in Peking aus. Mit grossen Erwartungen gestartet, entwickelten sich die Spiele als wahrhaftes Debakel für sie. Statt 6 möglichen Medaillen schied Shiffrin im Riesenslalom, im Slalom und in der Kombination aus und blieb auch in den Speed-Rennen und im Team-Event ohne Edelmetall.
Auf der Jagd nach den Grössten
Nun ist Shiffrin sportlich wieder oben. Mit 27 Jahren hat sie nach 2016/17, 2017/18 und 2018/19 zum 4. Mal die grosse Kristallkugel abgeräumt. Dazu gesellen sich in ihrer Karriere 6 Erfolge im Slalom- sowie je einer im Super-G- und im Riesenslalom-Weltcup. Und mit 75 Weltcup-Siegen hat sie bei der Jagd nach dem legendären Ingemar Stenmark (86) und Lindsey Vonn (82) auch in Zukunft gute Karten.
Wie auch immer diese für Shiffrin aussehen mag – auch sie hat mit den Jahren gemerkt, dass es Wichtigeres gibt als Skirennen zu gewinnen. Das hält sie aber nicht davon ab, weiter zu siegen.