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Furchtlos und schmerzresistent Die Skiwelt verneigt sich einmal mehr vor Goggia

Sofia Goggia hat in St. Moritz ein Husarenstück abgeliefert. Es ist bei weitem nicht das erste in der Karriere der Italienerin.

Sofia Goggia
Legende: Auch beim Feiern hielt die lädierte Hand dem Stresstest stand Sofia Goggia. Keystone/Peter Schneider

Sofia Goggia lässt sich auch von Knochenbrüchen nicht aufhalten. Die Italienerin gewann am Tag nach einer Operation an der linken Hand die zweite Weltcup-Abfahrt in St. Moritz.

Kira Weidle deutete in der Zone der Führenden einen Bückling an. Die Deutsche, die im Zwischenklassement vor der Fahrt von Goggia vorne gelegen hatte, verneigte sich wie viele andere vor der Leistung ihrer Konkurrentin. Es war ein kollektives Staunen im Zielraum auf Salastrains, die Bewunderung gross. Worte wie «unglaublich» und «unvorstellbar» waren überall zu hören.

Die Grenzen des Machbaren

Ob Weidle oder die Fahrerinnen von Swiss-Ski – sie alle erlebten hautnah eine weitere besondere Vorstellung der Marke Sofia Goggia mit. Die Italienerin vollbrachte an diesem Samstag in der Tat etwas, wozu wohl nur sie fähig ist.

Goggia schrieb ihre eigene Version des lateinischen Zitats «veni, vidi, vici». Auch die Bergamaskin kam, sah und siegte – und das ging so: Sie kam zurück aus Mailand, wo sie sich in der Klinik La Madonnina operieren liess, betrachtete vor dem Start ihre geschwollene linke Hand, fuhr los, ohne sich richtig abstossen zu können – und realisierte eine Zeit, die zum Sieg reichte, ihrem dritten in der vierten Abfahrt in diesem Weltcup-Winter.

Der chirurgische Eingriff war nötig geworden, nachdem Goggia am Freitag in der ersten Abfahrt auf der «Corviglia» eine Torstange touchiert und dabei Frakturen am zweiten und dritten Mittelhandknochen erlitten hatte. Erst am späten Abend war sie nach der OP ins Engadin zurückgekehrt.

«Es ist ja nur die Hand. Natürlich war es etwas riskant, aber ich habe mir nach den Olympischen Spielen gesagt, dass ich fast alles ertragen kann», relativierte Goggia im Interview.

Verletzungen gehören bei Goggia dazu

Körperliche Havarien gehören für die 30-Jährige zum Alltag einer Skirennfahrerin. Als Warnsignale hat sie Goggia nie verstanden. Kostproben ihres Willens, das Unmögliche möglich zu machen, hat sie mehrmals gegeben – am beeindruckendsten zuletzt an den von ihr angesprochenen Olympischen Spielen in Peking im Februar.

23 Tage nach einem schweren Sturz im Super-G in Cortina d'Ampezzo, bei dem sie sich am linken Knie und Wadenbein verletzte, wurde sie in der Abfahrt in Yanqing hinter Corinne Suter Zweite. Obwohl sie das Ergebnis auch unter diesen besonderen Umständen nicht zufriedenstellte, war der Gewinn der Silbermedaille das glückliche Ende eines Wettlaufs mit der Zeit.

Diesen hatte sie im letzten Jahr an der Heim-WM in Cortina noch verpasst. Wegen einer Verletzung am rechten Knie musste sie die Titelkämpfe damals auslassen – der Beweis, dass es auch für sie körperliche Grenzen gibt.

Weltcup Frauen

SRF zwei, sportlive, 17.12.2022, 10:15 Uhr ; 

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