- Im 2. Training zu den Frauen-Abfahrten in St. Moritz stürzt Michelle Gisin mit rund 112 km/h und rutscht ungebremst in die Fangnetze.
- Sie zieht sich Verletzungen am rechten Handgelenk, am linken Knie und an der Halswirbelsäule zu und muss operiert werden.
- Nach langem Unterbruch geht das Training weiter – mit Startnummer 56 überrascht Joana Hählen alle.
Schlechte Nachrichten für das sonst schon arg gebeutelte Schweizer Speed-Team der Frauen: Im 2. Training zu den beiden Weltcup-Abfahrten vom Freitag und Samstag in St. Moritz ist Michelle Gisin schwer gestürzt. Nach 75 Fahrsekunden verschnitt es der 32-jährigen Engelbergerin bei einem Tempo von rund 112 km/h die Ski und sie rutschte ungebremst in die Fangnetze.
Erste Untersuchungen im Spital haben ergeben, dass sich Gisin Verletzungen am rechten Handgelenk, am linken Knie sowie an der Halswirbelsäule zugezogen hat. Gemäss Swiss-Ski wird sie an der Halswirbelsäule noch am Donnerstagabend operiert. Sie könne aber Arme und Beine normal bewegen, hiess es in der Medienmitteilung weiter. «Es geht ihr den Umständen entsprechend gut.»
Walter O. Frey, Teamarzt von Swiss-Ski, führte am Abend aus: «Sie war immer bei vollem Bewusstsein. Das Rückenmark ist intakt geblieben und jetzt befindet sie sich in hochkompetenter Umgebung, sodass man positiv in die Zukunft schauen kann.» Zusätzlich zur Halswirbelsäule wird Gisin am Donnerstagabend auch am Arm noch operiert.
Das Training war im Anschluss für längere Zeit unterbrochen. Lindsey Vonn (USA), die Trainingsschnellste am Mittwoch, wurde abgewunken und wieder hoch zum Start gefahren.
Gut-Behrami, Suter – und jetzt Gisin
Gisin hätte im Engadin ihre ersten Rennen des Winters bestreiten sollen. Die einstige Allrounderin konzentriert sich in diesem Winter auf die Speed-Wettkämpfe. Ihr Ausfall ist bereits der dritte im Schweizer Speed-Lager. Zuvor hatten sich schon Lara Gut-Behrami (Kreuzbandriss) und Corinne Suter (Muskelfaserriss) verletzt.
Hählen brilliert im Sonnenschein
Nach einem ziemlich genau 30-minütigen Unterbruch konnte das 2. Training wieder aufgenommen und zu Ende gebracht werden. Lange sah es danach aus, als ob die Zeit der Tschechin Ester Ledecka (Startnummer 9) unangetastet bleiben würde. Doch zirka ab Startnummer 50 riss die Wolkendecke auf und die Sonne trat hervor.
Diese verbesserten Bedingungen nützte Joana Hählen für eine sensationelle Fahrt. Mit Startnummer 56 unterbot die Berner Oberländerin, die im letzten Winter in der Abfahrt gerade einmal einen Weltcuppunkt gewonnen hatte, Ledeckas Zeit um 13 Hundertstel. Es sollte bis zum Schluss die Bestzeit bleiben.
Zweitbeste Schweizerin war Malorie Blanc auf Rang 12. Sie verlor 0,77 Sekunden auf Teamkollegin Hählen. Die restlichen Swiss-Ski-Fahrerinnen klassierten sich allesamt weit ausserhalb der Top 20. So auch Jasmine Flury, die am Freitag nach 22-monatiger Verletzungspause ihr Weltcup-Comeback feiert. Die Weltmeisterin von 2023 verpasste ein Tor und verlor 2,82 Sekunden auf die Bestzeit.