Marco Odermatt hat es im drittletzten Riesenslalom-Rennen der Saison geschafft: Mit Rang 2 im ersten von zwei Rennen in Kranjska Gora sicherte sich der Nidwaldner vorzeitig den Gewinn der kleinen Kristallkugel.
Dass er im Riesenslalom etwas drauf hat, zeigte sich schon früh. Als insgesamt 6-facher Goldgewinner bei Junioren-Weltmeisterschaften weist er einzig in seiner Spezialdisziplin 2 Titel auf. Nach seinem durchschlagenden Erfolg 2016 in Sotschi doppelte der Nidwaldner 2 Jahre später bei den Heim-Titelkämpfen in Davos nach. Es waren dies seine ersten Sternstunden eines kometenhaften Aufstiegs, der bis heute ungebremst anhält.
Mittlerweile ist aus dem verblüffenden Talent längst ein geschliffener Diamant geworden. Bei seinem 3. «Riesen»-Auftritt an einem Grossanlass kürte sich Odermatt im Februar bei den Winterspielen in Peking zum Olympiasieger. Davor war der junge Schweizer bei der WM 2019 in Are 10. geworden und 2021 in Cortina als Mitfavorit schon im 1. Lauf ausgeschieden.
In der chinesischen Metropole trotzte der 24-Jährige allen Widrigkeiten – nachdem der Auftakt in den Speed-Disziplinen gar nicht nach seinem Gusto verlaufen war. Der blonde Jungspund bewahrte seine Lockerheit. Als hauchdünner Halbzeit-Leader (mit 4 Hundertsteln und mehr Vorsprung) liess er sich auch von kurzfristigen Programmänderungen infolge des Hudelwetters nicht aus dem Konzept bringen und hielt sich im wohl wichtigsten Rennen seiner Karriere an der Spitze.
Von Anfang an den Tarif durchgegeben
Nun bestand Odermatt im Weltcup eine andere Prüfung: Er gewann die kleine Kristallkugel im Riesenslalom, die den konstantesten Athleten einer kompletten Saison auszeichnet. 8 Rennen fliessen diesen Winter in die Wertung. Der Innerschweizer brachte sich von Beginn weg in Position, als er sich beim Prolog in Sölden durchsetzte.
Bis zu den Winterspielen sammelte der Dominator weiter fleissig Punkte, nur beim ersten von zwei Rennen in Alta Badia kurz vor Weihnachten gewann er nicht und fand in Henrik Kristoffersen (NOR), dem «Riesen»-Disziplinensieger 2019/20, einen Bezwinger. Besonders emotional war sein Triumph Anfang Jahr in Adelboden vor tobender Kulisse.
Nun also machte der designierte Sieger der Gesamtwertung bereits an vorletzter Station in Kranjska Gora alles klar und kann nach diesem Ritterschlag das Weltcup-Finale in Courchevel/Méribel (16. bis 20. März) komplett auskosten.
Eine lange Durststrecke geht zu Ende
Odermatt ist nach Heini Hemmi, Joël Gaspoz, Pirmin Zurbriggen (2 Kugeln), Michael von Grünigen (4) und Didier Cuche der 6. Riesenslalom-Disziplinensieger aus der Schweiz. Der Neuenburger war 2008/09 der letzte Swiss-Ski-Fahrer an der Spitze einer Technik-Disziplinen-Wertung (abgesehen von der Parallel-Kugel nach nur 2 Rennen für Loïc Meillard 2020).
Im Vorjahr hatten Odermatt als Zweiter zu dieser Auszeichnung noch 51 Punkte gefehlt, stattdessen war sie dank Alexis Pinturault nach Frankreich gegangen. Doch längst gibt es kein Vorbeikommen mehr an der neuen Nummer 1 der Branche ...