«Heute war sicher etwas Glück dabei und die Hundertstel für einmal auf meiner Seite», bilanzierte Marco Odermatt nach der ersten von zwei Abfahrten in Kitzbühel. Mit Blick auf das Klassement hatte der Nidwaldner damit auf jeden Fall recht. Gerade einmal eine Hundertstelsekunde trennte den Schweizer vom US-Amerikaner Ryan Cochran-Siegle, der auf Rang 4 fuhr.
Mit seiner Fahrt zeigte sich «Odi» nicht vollends zufrieden. Bei seinem weiten Sprung über die Mausefalle sei er «ein wenig komisch geflogen» und auch bei der Seidlalm habe er viel Zeit verloren. Insgesamt sei er mit dem Podestplatz aber sehr zufrieden – auch, weil «irgendwo ein Prozentli» gefehlt habe. «Ich habe gemerkt, dass der Fokus schon mehr auf morgen liegt», gab Odermatt nach seinem 3. Rang unumwunden zu.
Abgerechnet wird am Samstag
Das Kitzbühel-Wochenende ist heuer vergleichbar mit den Lauberhornrennen vor einer Woche. An beiden Orten sind zwei Abfahrten angesetzt worden, wobei diejenige am Samstag als die Original-Abfahrt gilt. Und in dieser will Odermatt «noch einmal richtig Gas geben». Bereits nach seinem Sieg in Wengen am Donnerstag hatte der Abfahrtsweltmeister durchblicken lassen, dass für ihn ein Sieg am Samstag den grösseren Stellenwert hat.
Einer, der Odermatt am Samstag das Leben schwer machen dürfte, ist Cyprien Sarrazin. Der Franzose legte auf der Streif alles rein und wurde belohnt. Der 29-Jährige bestritt erst seine 13. Weltcup-Abfahrt und darf sich nun bereits Kitzbühel-Sieger nennen. Gleichzeitig beendete er eine lange französische Durststrecke im Tirol. Seit Luc Alphand 1997 hatten die Franzosen auf einen Sieg auf der wohl legendärsten Abfahrtsstrecke der Welt gewartet.
Sarrazin springt für Kilde ein
Der Aufstieg von Sarrazin ist beeindruckend. Erst vergangenen Dezember hatte der Franzose, der seit Dezember 2022 Weltcup-Abfahrten bestreitet, in Bormio seine Podestpremiere mit einem Sieg gefeiert. Zur Einordnung: Odermatt hatte es in seiner 18. Weltcup-Abfahrt erstmals auf das Podest geschafft. Sarrazin schaffte dies im 10. Anlauf. In Wengen und Kitzbühel hatte es Sarrazin im vergangenen Jahr nicht ins Ziel geschafft – heuer glänzte er im Berner Oberland mit zwei zweiten Plätzen und lieferte auf der Streif sein Meisterstück ab.
Am Samstag dürften Odermatt und Sarrazin bei der Originalabfahrt am Hahnenkamm nicht nur zu den heissesten Siegesanwärtern zählen. Die beiden liefern sich auch ein Duell um die rote Startnummer in der Abfahrt. Noch gehört diese dem Schweizer. Der Rückstand des Franzosen beträgt aber nur noch 26 Punkte.
Nach dem Ausfall von Aleksander Kilde zeichnet sich etwas unerwartet zumindest im Kampf um die kleine Kugel doch noch ein spannender Kampf ab.