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Ski-Saison der Männer Starke Schweizer prägten den Winter – nicht ein Virus

Es hat tatsächlich eine Skisaison gegeben. Corona war zwar da, im Zentrum stand aber der Sport. Und oft die Schweizer.

Als der Weltcupwinter begann, wurde viel spekuliert. Möglichst bald schon gute Ergebnisse einfahren, hiess es, denn je nach Corona-Situation würde die Saison vielleicht bald schon wieder vorbei sein.

Die damals berechtigten Überlegungen erwiesen sich als unnötig. Die gute Frühform, die viele Schweizer aber tatsächlich auf die Rennpisten brachten, erwies sich in einem anderen Zusammenhang als wertvoll, denn es herrschte von Anfang an eine positive Dynamik.

21 Prozent aller Männer-Podestplätze

Zwei Podestplätze im ersten Rennen. Am Ende waren es 27. Marco Odermatt, Beat Feuz und Ramon Zenhäusern trugen am meisten zu dieser beeindruckenden Ausbeute bei, bei deren genauer Betrachtung auch ein anderer Umstand auffällt: Neun Athleten fuhren mindestens einmal aufs Podest. Eine solche Menge an Top-Athleten hat es in der Geschichte des Schweizer Skisports selten gegeben.

Sie ist die Basis dafür, dass die Männer von Swiss-Ski am Ende knapp mehr Punkte auf dem Nationenkonto haben als jene unseres Lieblingsgegners Österreich. Und sie ist gleichzeitig eine schöne Perspektive.

Pech und dann doch ein bisschen Covid-19

Der abgelaufene Winter könnte sogar noch besser aussehen. Wenn sich nicht einerseits Mauro Caviezel und Urs Kryenbühl nach glanzvollem Saisonstart verletzt hätten.

Wenn nicht andererseits mit Odermatt, Meillard und Murisier gleich drei Topfahrer das Parallelrennen in Lech/Zürs wegen einer Corona-Infektion verpasst hätten. Wenn nicht ausserdem die britische Corona-Mutation die Rennen in Wengen verunmöglicht hätte, dort, wo die aktuelle Generation Schweizer Skirennfahrer schon so oft so erfolgreich war. Und wenn es schliesslich das Wetter ein bisschen besser gemeint hätte.

Wetter und FIS-Kalender

Den Kampf um den Gesamtweltcup hat das Wetter mitentschieden. Zwei Abfahrten und ein Super-G konnten nicht gefahren werden. Eine dritte Abfahrt wurde nach 30 Fahrern abgebrochen, Marco Odermatt mit seiner Startnummer 31 war der erste, der nicht mehr starten durfte.

Aber auch der Kalender lenkt den Kampf um die grosse Kristallkugel. Immer mehr. Als Beat Feuz 2012 das Duell um den Gesamtweltcup gegen Marcel Hirscher knapp verlor, waren 19 Speedrennen und 20 technische Bewerbe gefahren worden.

Im letzten Weltcup-Kalender lautete das Verhältnis anfangs 16 zu 22, schliesslich sogar 13 zu 22. So wird nie mehr ein Speedfahrer Gesamtweltcupsieger. Und für einen wie Marco Odermatt, der kein eigentlicher Speedfahrer ist, aber aus diesem Bereich viele Punkte braucht, macht es dieses krasse Ungleichgewicht schwer.

Beat Feuz.
Legende: Drückte dem Schweizer Ski-Winter seinen Stempel auf Beat Feuz. Keystone

Logistische Meisterleistung

Trotzdem blieb der Weltcupwinter bis zum Ende spannend. Das verdanken wir einerseits der Klasse der weltbesten Skirennfahrer. Andererseits der FIS und den Veranstaltern mit funktionierenden Corona-Konzepten. Vor allem aber ist es ein Verdienst der Cheftrainer, die einen riesigen Zusatzaufwand stemmen mussten.

Wenn schon nur ein Servicemann, der nach einem Rennen bei der Skifirma neues Material holt, kurz daheim vorbeigeht und dann zum nächsten Trainingsort anreist, drei oder mehr Covid-Tests absolvieren muss, für deren Auswertung oft ein Kurierdienst in die Schweiz nötig ist, dann kann man vielleicht erahnen, was es gebraucht hat, um sämtliche Athleten und ihr gesamtes Umfeld durch den Corona-Winter zu bringen. Und eine Abfahrtskugel von Feuz zu ermöglichen. Oder den nächsten riesigen Schritt nach oben von Odermatt. Und uns allen einen wunderbaren Skiwinter.

SRF zwei, sportpanorama, 21.3.2.2021, 19:00 Uhr

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