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Überraschende Ankündigung Norwegisches Ski-Ass Braathen tritt per sofort zurück

  • Nur 2 Tage vor dem Weltcup-Auftakt der Männer in Sölden hat der Norweger Lucas Braathen überraschend seinen Rücktritt verkündet.
  • Als Grund gibt der 23-Jährige unter anderem Differenzen mit dem norwegischen Skiverband an.
  • Braathen hatte im letzten Winter die Disziplinenwertung im Slalom gewonnen.

Es ist ein wahrer Paukenschlag kurz vor dem Start in den neuen Ski-Winter. Der norwegische Technikspezialist Lucas Braathen hört auf. Am Freitagmittag verkündete er dies an einer Medienkonferenz in Sölden.

Im letzten Jahr hatte der aufstrebende Youngster noch 6 Slalom-Podestplätze herausgefahren und sich trotz einer Blinddarm-Operation (aufgrund dieser hatte er die WM verpasst) die kleine Kristallkugel gesichert, nun hat er genug.

Auslöser ist ein Streit mit dem norwegischen Verband um die Persönlichkeits- und Vermarktungsrechte. Braathen hatte Ende September für eine schwedische Bekleidungsmarke geworben, die nicht zu den offiziellen Ausrüstern der Norweger gehört.

Endlich wieder glücklich

Der 23-Jährige betonte – teils unter Tränen – der Verband habe ihn «respektlos behandelt», nun sei er zum ersten Mal seit einem halben Jahr «glücklich». Er habe sich «fast immer dafür entschieden, das zu tun, was mich am glücklichsten macht. Das ist mir wichtig.»

Es gehe ihm nicht um lukrative Sponsorenverträge oder darum, «dass ich nach meinem letzten Rennen der Beste der Welt war». Braathen gewann fünf Weltcup-Rennen in Riesenslalom und Slalom, zwei davon in der Schweiz: 2022 in Wengen und 2023 in Adelboden siegte er jeweils im Slalom.

Sein Debüt im Weltcup feierte Braathen am 8. Dezember 2018. Mit Startnummer 60 fuhr er im Riesenslalom von Val d'Isère auf Rang 26 und gewann auf Anhieb Weltcuppunkte. Nicht einmal ein Jahr später schaffte er beim Saisonauftakt in Sölden mit Platz 6 sein erstes Top-10-Ergebnis. Wiederum ein Jahr später feierte der Sohn eines Norwegers und einer Brasilianerin am Rettenbach-Gletscher seinen 1. Weltcupsieg.

Auch Kläbo, Kristoffersen und Co. stritten schon

Braathen ist nicht der erste norwegische Skisportler, der mit dem eigenen Verband Streit bekommen hat. Der Skiforbundet zwingt sämtliche Mitglieder seiner Mannschaften dazu, nur auf die von ihm vorgegebenen Ausrüster zurückzugreifen. Alle grossen Stars wie Johannes Kläbo, Petter Northug (beide Langlauf) oder Henrik Kristoffersen (Ski Alpin) hatten deswegen schon teils heftigen Streit mit dem Verband.

Die Öffentlichkeit und auch die Medien stehen in dieser Auseinandersetzung allerdings auf der Seite der Funktionäre. Braathen kritisierte deshalb, dass er «einige Monate lang einer Medienkampagne» gegen ihn ausgesetzt gewesen sei, «in der behauptet wurde, ich sei ein Egoist, denke nicht an die Gemeinschaft und sei gierig».

Zuletzt hatte der Verband Braathen für sein Vergehen eine Geldstrafe auferlegt. Diese jedoch hatte er bis Donnerstag nicht bezahlt. Am Freitag dann folgte der Paukenschlag.

Radio SRF 1, Mittags-Bulletin, 27.10.23, 13 Uhr ; 

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