«Der Beat ist einfach ein Phänomen. Wie er das Kernen-S fährt, ich weiss echt nicht, wo er dieses Gefühl hernimmt», meinte der drittplatzierte Thomas Dressen nach dem Rennen. Auch Beat Feuz' grösster Konkurrent in der Abfahrt, der zweitplatzierte Dominik Paris, zeigte sich ob der Leistung des Emmentalers beeindruckt. «Er ist hier eine Bombe», analysierte der Südtiroler gewohnt kernig.
Feuz selber drückte sich zunächst etwas zurückhaltender aus. «Das könnte gerne jede Woche so sein», sagte der nun dreifache Lauberhorn-Sieger im Interview nach dem Rennen. Erst bei der Analyse seiner Fahrt waren ihm die Emotionen anzumerken.
Ohne konkreten Plan und ohne Schiene
Dass bei ihm viel über das Gefühl läuft, bestätigte Feuz gleich selbst. So verriet der 32-Jährige etwa, dass er vor der Einfahrt ins Kernen-S noch keinen konkreten Plan gehabt habe. «Ich hatte etwa drei verschiedene Pläne», so der Schweizer. Dass er sich intuitiv für den richtigen entschied, unterstreicht, über welch unglaubliches Talent der Abfahrtsweltmeister von 2017 verfügt.
Wegen der Statistik fährt man nicht Ski. Aber jetzt komme ich in eine Region, wo es interessant wird.
Auch der Fakt, dass die Abfahrt auf verkürzter Strecke stattfand, brachte Feuz nicht aus dem Konzept. Zwar sei dies für ihn sicherlich kein Vorteil, merkte der Schangnauer vor dem Rennen noch an, trotzdem lieferte er einmal mehr ab. «Ich habe am Start etwas riskiert und bin ohne Schiene gefahren. Das hätte mir der Arzt wohl nicht erlaubt», sagte Feuz, der sich im Dezember einen Mittelhandknochen gebrochen hatte.
Cuche und Svindal überholt
Mit seinem 3. Sieg am Lauberhorn ist Feuz nicht nur mit Franz Klammer gleichgezogen, sondern in Sachen Abfahrtspodeste – 33 an der Zahl – auch an Didier Cuche und Aksel Svindal vorbeigezogen. «Wegen der Statistik fährt man nicht Ski. Aber jetzt komme ich in eine Region, wo es interessant wird», versuchte Feuz seine Erfolge einzuordnen. Schliesslich seien es Fahrer wie Cuche und Svindal, zu denen er vor nicht allzu langer Zeit aufgeschaut habe.
Wir sind halt freundliche Menschen und lassen den Heimvorteil gelten.
Praktisch auf Augenhöhe bewegt sich Feuz derzeit mit Paris. Im Abfahrtsweltcup hat er den Italiener wieder überholt. Sowohl der Schweizer wie auch der Italiener haben in diesem Winter nun je zwei Abfahrten gewonnen. Während Paris das Podest in Beaver Creek aber verpasste, schaffte es Feuz in jeder der 5 bisherigen Abfahrten in die Top 3 – eine Konstanz, die ihresgleichen sucht.
Nach Paris' Doppelsieg in Bormio, wo er beide Abfahrten gewann, habe er dem Italiener genug gratuliert. Deshalb sei es sicher doppelt wichtig gewesen, am Lauberhorn zurückzuschlagen. «Wir sind halt freundliche Menschen und lassen den Heimvorteil gelten», scherzte Feuz.
Bereits kommenden Samstag geht der Zweikampf zwischen dem Schweizer und dem Italiener in die nächste Runde. Heimvorteil hat in Kitzbühel dann keiner von beiden.
Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 18.01.2020, 12:00 Uhr