Um 5 Uhr in der Früh fährt der Car von der 1000-Seelen Gemeinde Schangnau nach Lauterbrunnen los. Mit an Bord sitzen 70 eingefleischte Anhänger inklusive der Eltern von Beat Feuz. Die meisten tragen den Schriftzug des Skirennfahrers auf dem Rücken, einige schleppen eine überdimensionale Fahne mit.
«Der Sieg heute wird garantiert über Beätu führen», prophezeit Fanclub-Präsident Daniel Haldimann und ergänzt, «er erfreut sich einer beneidenswerten Form.» Bereits um 8 Uhr trifft man auf der Kleinen Scheidegg ein. «Das ist viel Vorlaufzeit, wir gehen der Masse bewusst etwas aus dem Weg», so Haldimann.
Sekundenbruchteile im Blickfeld
Rund 2 Stunden vor Rennbeginn positioniert sich Feuz' Fanclub entlang der Piste. Die Gruppe verfolgt das Spektakel am Girmschbiel vis-à-vis des Hundschopfs. Dort mischt sie sich unter Tausende von Zuschauern. Gemeinsam machen sie Stimmung und feuern den «Kugelblitz» lautstark an.
Ihr Liebling donnert mit der Nummer 1 vorbei – nur ein paar Sekundenbruchteile lang haben ihn seine Fans im Blickfeld. Das bange Warten hinterher dauert eine gefühlte Ewigkeit: Um 13:50 Uhr wird auf den 2. Sieg des Emmentalers im Abfahrts-Klassiker angestossen. «Nochmals so ein Leckerbissen», freut sich Haldimann, «dabei war Gold an der Heim-WM für uns schon das Dessert.»
Zusammengelegt für eine grosse Karriere
Feuz' hiesiger Fanklub, der seit den Anfängen um das Neunfache gewachsen ist und aktuell 450 Mitglieder zählt, ist im Frühling 2005 gegründet worden. «Das war nach seinem Bronzegewinn im Slalom an der Junioren-WM», erinnert Haldimann.
Beätu ist einer von uns geblieben.
«Er hatte das Skifahren im Blut, das war jedem im Dorf klar. Wir haben früh an ihn geglaubt und wollten ihm mit unserer Aktion die Ehre erweisen», erläutert der 39-jährige Fanklub-Obmann die Motivation. Zu Beginn ging es nicht nur um die moralische Unterstützung. Feuz profitierte auch finanziell von seinen Supportern. Weil er zunächst keinem Kader angehörte, legten die Mitglieder zusammen und beteiligten sich 3 Winter lang an den Kosten für den Servicemann.
Es kommt viel zurück
Obwohl Feuz längst nach Oberperfuss im Tirol gezogen ist und dort ein zweiter Fanclub existiert, ist er den Emmentalern treu geblieben. «Am Renntag selber ist keine Begegnung möglich», sagt Haldimann. Erst recht nicht als Lauberhornsieger – zu durchgetaktet ist der Fahrplan.
Doch «Beätu ist einer von uns geblieben». Ab und an kehrt er im Stammlokal «Rosegg» im Weiler Bumbach ein. Zudem stellt er sich jährlich im September für eine Fan-Wanderung zur Verfügung und gibt sich dabei sehr volksnah.
Feuz' Fanclub ist auch am Abend bei der Siegesfeier auf dem Dorfplatz dabei. Die Ekstase erreicht ihren Höhepunkt. Danach geht's nach Hause und am nächsten Samstag mit 82 Leuten nach Kitzbühel. Tagwache wird dann etwas früher sein.
Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 13.01.2018 12:00 Uhr