Erst 18 Schweizer Siege hat die 88-jährige Geschichte des Weltcup-Slaloms von Wengen hervorgebracht. Der letzte Triumph ging vor mittlerweile 31 (!) Jahren auf das Konto von Joël Gaspoz.
Der Unterwalliser zündete damals 1987 ein letztes Feuerwerk in seiner bewegten, kurvenreichen Laufbahn. Bekannt als «Mozart des Skisports», galt er nie als eifriger Arbeiter. Trotzdem feierte er bemerkenswerte Erfolge. Allerdings musste er sich auch den Vorwurf gefallen lassen, einiges verpasst zu haben – allem voran sicher geglaubtes WM-Gold (siehe Box).
In der Immobilienbranche Fuss gefasst
Seinen 7. Weltcup-Erfolg (und die Siegpremiere im Slalom) am Lauberhorn vermochte Gaspoz nie mehr zu bestätigen. Keinen Monat später folgte in Crans-Montana der Karriereknick. Im März 1989 reichte er frustriert den Rücktritt ein.
Wir haben mit Joël Gaspoz (55) gesprochen.
Joël Gaspoz, wie sehr ist Ihnen der Exploit beim Slalom in Wengen noch präsent?
Joël Gaspoz: Hin und wieder erinnere ich mich sehr gerne daran. Es war ein unglaublich starker Moment! Der Beste in meiner ganzen Karriere. Ich war nie zuvor glücklicher, als ich die Ziellinie überquert hatte. Denn ich holte an diesem Tag das absolute Maximum aus mir heraus.
Sie hatten einen Monat zuvor schon in Madonna als 3. das Podest erklommen, zum erst 2. Mal überhaupt im Slalom. Hat sich Ihr Erfolg abgezeichnet?
Es gibt diese Phasen in einer Karriere: Da schwebt man einfach. So war es bei mir. Ich spürte viel Vertrauen und lieferte ein fast perfektes Rennen ab (Sieg mit 0,5 Sekunden Vorsprung – die Redaktion) . Das Ambiente vor Heimpublikum war aussergewöhnlich, mein Gefühl unbeschreiblich.
Ich wollte damals bewusst alles hinter mir lassen und ein neues Kapitel in meinem Leben aufschlagen.
Was machen Sie heute?
Ich lebe nach wie vor in Morgins und bin in der Immobilienbranche tätig.
Mit dem Skifahren haben Sie abgeschlossen?
Ja, definitiv. Das geschah am Tag meines Rücktritts. Ich wollte damals bewusst alles hinter mir lassen und ein neues Kapitel in meinem Leben aufschlagen.
Ist es denkbar, dass Sie schon heuer als letzter Slalomsieger von Wengen abgelöst werden?
Mit Rang 2 in Madonna hat Luca Aerni bestimmt gute Argumente gesammelt. Trotzdem glaube ich, dass es noch zu früh ist. Aber vielleicht gibt's den Schweizer Sieg einen Monat später – bei Olympia, das wäre auch nicht schlecht.
Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 12.01.2018 10:15 / 13:50 Uhr