Zum Inhalt springen

Wie Phönix aus der Asche Strolz: «Habe für diesen Traum einige Albträume durchlebt»

Vom kaderlosen Athleten zum Überraschungssieger im Slalom von Adelboden: Die verrückte Geschichte des Johannes Strolz.

Zwei Monate hatte Johannes Strolz auf der Polizeiinspektion in Dornbirn gearbeitet, nachdem er im vergangenen Sommer aus dem Kader des österreichischen Skiverbands (ÖSV) gestrichen worden war. Mit 29 Jahren und nach acht Jahren im Weltcup dürfte der Rauswurf jenen Punkt in der Karriere des Vorarlbergers symbolisiert haben, an dem er sich die Frage gestellt hat, ob ihm der Durchbruch endgültig vorenthalten bleiben würde.

Fussstapfen, die verpflichten

Doch auch als der Österreicher von seinem Verband nicht mehr dieselbe Unterstützung erfuhr, entschied er sich fürs Weitermachen. Er schloss sich mit Marc Digruber zusammen, dem das gleiche Schicksal widerfahren war, betrieb viel Aufwand und schob die Zweifel beiseite. Dabei hatte Strolz allen Grund zu Selbstzweifeln: Während sein Vater Hubert an Olympia in Calgary 1988 zweimal Gold abräumte, bedeutete für ihn ein 10. Platz vor 2 Jahren das beste Karriere-Ergebnis.

So dürfte Strolz auch beim Slalom in Adelboden alles andere als unbekümmert angetreten sein. Besonders, nachdem er sich im 1. Lauf – mit Startnummer 38 – auf den 7. Zwischenrang und damit mitten in die Weltspitze katapultiert hatte. Doch der Vorarlberger hielt auch in der Entscheidung dem eigenen Druck stand, fand den Rhythmus erneut schnell und quittierte seine Bestzeit im Zielraum mit «Boah, ist das wichtig».

Ein Sieg als Podestpremiere

Während sich die Konkurrenz an dieser Zeit reihenweise die Zähne ausbiss und sein erster Podestplatz näher kam, trieb dies Strolz auf dem Leaderthron die Tränen in die Augen. Kopfschüttelnd blickte er sich um, als dieser wenig später feststand. So blieben nur noch die beiden zeitgleichen Landsmänner oben. Doch auch Manuel Feller, der am Vortag bereits aufs Podest gefahren war, fiel hinter den Aussenseiter und verbeugte sich nach Zieleinfahrt ehrfürchtig vor dessen Leistung.

Als sich mit Fabio Gstrein auch der letzte Fahrer Anfang Steilhang nach einem Einfädler aus der Entscheidung verabschiedete, war zwar das rein österreichische Podest dahin, doch eine andere besondere Geschichte geschrieben: jene von Strolz. «Das ist der absolute Hammer, und das ausgerechnet in Adelboden», meinte ein emotionaler Sieger. «Damit wird für mich ein Traum wahr, nachdem ich bisher einige Albträume erlebt hatte.»

Übersicht

SRF zwei, sportlive, 09.01.22, 10:15 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel