Roger Federer, Sie haben das Turnier im vergangenen Jahr mit vielen Zweifeln verlassen. Welche Veränderungen haben dazu beigetragen, dass Sie nun so erfolgreich gespielt haben?
Roger Federer: Um ehrlich zu sein, hat alles mit der Gesundheit zu tun. Es ging nicht um mein Spiel per se. Ich habe alles daran gesetzt, um in bestmöglicher Verfassung hier antreten zu können. Ich wollte in der Lage sein, wenn nötig sieben Mal über fünf Sätze zu gehen. Dieses Ziel hatte ich erreicht, als ich hier angekommen bin.
Sie werden in wenigen Wochen 36 Jahre alt.
Vielen Dank für die Erinnerung (lacht).
Wenn Sie gesund bleiben, ist es möglich, dass Sie auch mit 40 noch spielen werden?
Sollte ich gesund bleiben, warum nicht? Vielleicht müsste ich dann vor Wimbledon 300 Tage frei nehmen und mich in einer Kühlbox frischhalten, um optimal vorbereitet an den Start gehen zu können (schmunzelt). Nein, im Ernst: Wimbledon zu spielen und Wimbledon zu gewinnen, sind zwei verschiedene Paar Schuhe.
Im Siegerinterview haben Sie gesagt, dass Sie hoffen, nächstes Jahr wieder hier zu sein. Ist es Ihre feste Absicht?
Nach dem schwierigen Jahr, das ich zuletzt hatte, denke ich nicht mehr allzu weit voraus. Natürlich überlege ich mir, welche Turniere ich spielen möchte, wie mein Fitnessplan aussehen soll. Es ist im Moment aber noch weit weg, mit 35 oder 36 gibt es keine Garantien mehr. Ich gehe davon aus, dass ich nächstes Jahr wieder hier spielen werde. Das Ziel ist es auf jeden Fall.
Es war schon immer der Plan, in der zweiten Saisonhälfte mehr zu spielen.
Ist es für Sie besonders speziell, hier in Wimbledon, wo Sie Ihren ersten Grand-Slam-Titel gewonnen haben, zum 8. Mal zu triumphieren?
Ja, es ist sehr speziell. Wimbledon war schon immer mein Lieblingsturnier und wird es immer bleiben. Meine Idole haben hier schon Spuren hinterlassen. Hier Geschichte zu schreiben, bedeutet mir extrem viel.
Haben Sie noch Platz im Trophäenschrank?
Ich denke schon, ja. Im Notfall kann ich die Pokale ja hintereinander aufstellen (schmunzelt).
Werden Sie nach diesem Sieg Ihre Ziele für den Rest der Saison anpassen müssen?
Ich denke nicht, nein. Es war schon immer der Plan, in der zweiten Saisonhälfte mehr zu spielen. Ich werde bestimmt nicht ganze Turnierphasen auslassen. Wir werden uns jetzt zusammensetzen und schauen, was am meisten Sinn macht. Im Moment ist noch unklar, ob ich den Roger’s Cup in Kanada spielen werde. Danach stehen auf jeden Fall Cincinnati und die US Open auf dem Programm.
Was treibt Sie nach wie vor an?
Ich mag es, auf den grossen Bühnen zu spielen. Ich habe eine wunderbare Frau die mich unterstützt und ein tolles Team. Mir machen das Training und die Reisen nichts aus. Weil ich nun ein bisschen weniger spiele, fühle ich mich ein wenig als Teilzeitarbeiter. Das ist ein tolles Gefühl (schmunzelt).
Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 16.7.17, 14 Uhr