Bevor am Montag beim 3. Major-Event der Saison die ersten Bälle geschlagen werden, liefern wir eine Auslegeordnung zum Frauen-Turnier. Mit der im Frühjahr abrupt zurückgetretenen Ashleigh Barty fehlt die Vorjahressiegerin. Wer hat welche Chancen, in ihre Fussstapfen zu treten?
Im Rating ganz unten können Sie Ihre eigene Meinung abgeben und die Chancen der Spieler einschätzen – machen Sie mit!
Die Topfavoritin
- Iga Swiatek (POL/WTA 1): Seit Mitte Februar hat die Weltnummer 1 kein eiziges Spiel mehr verloren und stattdessen 6 Turniersiege eingefahren, darunter auch die French Open. Swiateks Dominanz der letzten Monate hat für ihre Konkurrenz beängstigende Züge angenommen und doch gibt es für die Herausforderinnen zumindest einen kleinen Hoffnungsschimmer. Die Rasen-Bilanz der 21-Jährigen auf Profi-Stufe ist mit 7:5 Siegen noch nicht berauschend. Swiatek weiss gleichwohl nur zu gut, wie man in Wimbledon triumphiert: Vor 4 Jahren gewann sie das Turnier der Juniorinnen.
Die grössten Herausforderinnen
- Ons Jabeur (TUN/3): 2 Turniersiege sowie 2 weitere Final-Teilnahmen stehen bei der Tunesierin in dieser Saison schon zu Buche. Erst kürzlich spielte Jabeur in Berlin gross auf und holte sich beim Rasen-Event den Titel, nachdem Belinda Bencic im Final nach einem Misstritt hatte aufgeben müssen. In dieser Woche trat die Nordafrikanerin in Eastbourne an der Seite von Serena Williams im Doppel an. Nach 2 Siegen zog sich Jabeur aber aufgrund einer Knieblessur zurück. Gut möglich, dass es sich dabei nur um eine Vorsichtsmassnahme handelte.
- Simona Halep (ROM/19): In der jüngeren Vergangenheit hatte die zweifache Major-Championne immer wieder mit hartnäckigen Verletzungen zu kämpfen. Nun scheint sich Halep langsam, aber sicher wieder der absoluten Weltspitze zu nähern. Bei ihrer letzten Wimbledon-Teilnahme war die Rumänin nicht zu stoppen. Auch Serena Williams hatte 2019 im Final deutlich das Nachsehen. Findet Halep zurück zu ihrer Topform, ist sie nur sehr schwer zu bezwingen. Ihr Rückzug vor dem Halbfinal in Bad Homburg am Freitag aufgrund einer Nackenverletzung wirft jedoch Zweifel auf.
Die grosse Abwesende
- Aryna Sabalenka (BLR/6): Ihr starker 1. Aufschlag sowie die kraftvolle Vorhand sind wie gemacht für schnelles Rasen-Tennis. Im vergangenen Jahr stiess Sabalenka in London in den Halbfinal vor. Aufgrund des Ausschlusses von russischen und belarussischen Spielerinnen kriegt die 24-Jährige frühstens in einem Jahr wieder die Chance, dieses Resultat zu toppen.
Die Wundertüten
- Emma Raducanu (GBR/11): Seit ihrem sensationellen US-Open-Triumph im Herbst 2021 ging beim britischen Shootingstar nicht mehr viel. Auch ein Trainerwechsel brachte (noch) nicht den gewünschten Erfolg, dazu kamen Verletzungen. Vielleicht findet Raducanu am Ort, an dem ihr Stern vor einem Jahr aufgegangen war (Achtelfinal-Einzug mit einer Wildcard), zurück auf die Spur.
- Jelena Ostapenko (LAT/14): Die Lettin ist ein Phänomen auf der Frauen-Tour. An einem Tag ballert sie ihre Gegnerin mit Winnern en masse vom Court, am nächsten Tag schenkt sie einen Match mit unzähligen Eigenfehlern her. Ostapenkos Problem ist klar die Konstanz. Es gab jedoch eine Ausnahme: Vor 5 Jahren krönte sich die mittlerweile 25-Jährige zur Siegerin der French Open. Fazit: Ostapenko hat die Schläge, um für alle Gegnerinnen ein Stolperstein zu sein. Genauso wahrscheinlich erscheint es aber, dass sie sich selber schlägt.
Der Geheimtipp
- Beatriz Haddad Maia (BRA/29): Zu Beginn des Jahres war die Brasilianerin noch die Weltnummer 83, mittlerweile ist sie in den Top 30. Das liegt hauptsächlich daran, dass die 26-Jährige eine bisher (fast) makellose Rasen-Saison spielte. In Nottingham und Birmingham holte sie sich den Titel, in Eastbourne erreichte sie den Halbfinal. Mit 1,85 m ist Haddad Maia gross gewachsen, was ihr beim Aufschlag deutliche Vorteile verschafft. Die Tatsache, dass sie Linkshänderin ist, macht sie noch unberechenbarer.
Die Fragezeichen
- Belinda Bencic (SUI/17): Eine zu 100 Prozent fitte Bencic würde in Wimbledon zu den grössten Herausforderinnen von Swiatek gehören. Die 25-Jährige hinterliess beim Vorbereitungsturnier in Berlin einen bärenstarken Eindruck, bis ihr der Misstritt im Final einen Strich durch die Rechnung machte. Seither wurde es ruhig um Bencic. Niemand weiss so recht, wie es um den linken Knöchel der Schweizerin steht. Eine verlässliche Antwort wird wohl erst der Erstrunden-Match liefern.
- Serena Williams (USA/1204): Die 1. Runde gegen Alexandra Sasnowitsch in Wimbledon vor einem Jahr war das letzte Einzel, das die 23-fache Major-Siegerin bisher bestritten hat. In dieser Woche gab Williams – 357 Tage nach besagter Partie – ihr Comeback, wenn auch «nur» im Doppel . Wie steht es nach fast einjähriger Pause um die Fitness der US-Amerikanerin? Und wie weit trägt die 40-Jährige ihr unwiderstehlicher Aufschlag? Fragen, auf deren Antworten die ganze Tennis-Welt mit Spannung wartet.