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Eine Hausfrau in ihrer für die 1960er-Jahre topmodern ausgestatteten Küche.
Legende: Ein Bild aus einer anderen Zeit: Eine Hausfrau in ihrer für die 1960er-Jahre top modern ausgestatteten Küche. Keystone

Wie die Zeiten sich ändern Als Sexismus noch salonfähig war

Vieles, was heute als deplatziert gilt, war vor nicht allzu langer Zeit noch alltäglich und absolut gesellschaftsfähig.

Schrubben für den Herrn Gemahl

Das «Magazin der Frau» erlaubte sich in den 1960er-Jahren, Frauen pedantisch genau zu erklären, wie ein Auto zu waschen ist. Ziel der Übung? Den Ehemann mit einem blitzblank geschrubbten Gefährt glücklich zu machen. Man betrachtet die Bilder aus heutiger Sicht erstaunt – nein, entsetzt!

Make-up als Männermagnet

«Was ist ein Gesicht? Das persönlichste, was eine Frau zu geben hat.» Mit fast schon philosophischen Worten wird ein Bericht über Kosmetik eingeleitet, um bald darauf in unverhohlenen Sexismus zu münden: «Das Make-up mit seinen intimen Geheimnissen hat doch – seien Sie ehrlich, meine Dame – nur den Zweck, uns Männer auf Sie aufmerksam zu machen.»

Zähes Ringen ums Frauenstimmrecht

Nach dem Ersten Weltkrieg 1918 hatten fast alle mitteleuropäischen Staaten das Frauenwahlrecht eingeführt. Zu den unrühmlichen Ausnahmen gehörte die Schweiz, wo Frauen das Abstimmen erst 1971 erlaubt wurde. Ein Beitrag von 1965 zeigt, dass teils auch Schweizerinnen ihren Landsfrauen die Fähigkeit zu politischer Mitbestimmung nicht zutrauten.

Magisches Dampfbügeleisen

Warum sollte eine Hausfrau beim Anblick eines Bergs frisch gewaschener Kleider auch verzweifeln? Es gibt ja das Dampfbügeleisen! Die Schweizer Hausfrau erhält sogleich detaillierte Instruktionen, wie die bahnbrechende Neuheit genutzt werden kann. Sogar bei heiklem Samt «richten sich die Fasern wie durch einen Zauber wieder auf».

Sparsamkeit im Dienst der Familie

«Dass Frau Schäppi eine prima Hausfrau ist, sieht man schon ihrem wohl gefüllten Küchenschrank an», weiss ein Beitrag von 1965. Mit monatlich 350 Franken Haushaltsgeld kauft sie Nahrung und Hygieneartikel für die vierköpfige Familie. Ihr Ehemann erklärt, dass sie sich auch «ihre Kleidli selber näht». Da die Schäppis zudem auf ein Telefon verzichten, können sie sich sogar ein Familienauto leisten.

Was tun, wenn der Gatte hässig ist?

Und was machte die Schweizer Frau in den 1960er-Jahren, wenn ihr Ehemann ausserordentlich schlecht gelaunt nach Hause kam? Laut einer Strassenumfrage waren die Strategien mannigfaltig: Wortloser Rückzug, fein kochen, das Radio einschalten oder schöne Blumen auf den Tisch stellen.

Wahl der «Donna ideale»

Für die Wahl der idealen Frau mussten sich die Kandidatinnen einer eingehenden Befragung unterziehen. Zu den bewerteten Kriterien dienten aber auch Kochen, das Bedienen der Nähmaschine und das korrekte Auftischen von Geschirr.

Kassensturz, 05.04.22, 21:05 Uhr

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