Es ist eine der grossen offenen Fragen der Wissenschaft: Wie funktioniert ein normales Gedächtnis – und was genau läuft bei Alzheimer schief? Erst wenn man versteht, welche Prozesse bei der Entstehung einer Krankheit gestört sind, kann man versuchen, ein Medikament dagegen zu entwickeln. Diesem Schritt sind Basler Forscher möglicherweise ein Stückchen näher gekommen.
Was man bislang sicher wusste, klingt auf den ersten Blick banal: Alzheimer ist eine Erkrankung, bei der das Gedächtnis leidet. Auch das Alter spielt eine Rolle. Und es sterben Nervenzellen ab – je älter der Mensch, desto mehr, und zwar in Gehirnbereichen, die für das Gedächtnis wichtig sind.
Was ebenfalls sicher ist: Es gibt bislang kein Heilmittel und keine wirklich wirksame Therapie, die das Vergessen zumindest stoppt. Kein Grund zum Verzweifeln für Forscher Andreas Papassotiropoulos vom Basler Institut für kognitive Neurowissenschaft: «Es gibt Hoffnung, allein schon weil es sehr viel Forschung gibt. Zwar ist es uns bislang nicht gelungen, Medikamente zu entwickeln, die die Erkrankung heilen. Bis es dazu kommt, wird es noch ein Weilchen dauern, aber Hoffnung gibt es auf jeden Fall.»
Komplexes Organ, komplexe Forschung
Kompliziert mache die Forschung allein schon die Tatsache, dass Alzheimer eine komplexe Krankheit ist, weil sie das sehr komplexe Organ Gehirn betrifft, mit seinen vielen Zellen und sehr unterschiedlichen Funktionen.
Um also Störungen auf die Schliche zu kommen, mussten die Basler Forscher erst einmal verstehen lernen, wie das Gedächtnis funktioniert, welche Gene und Moleküle bei den Gedächtnisprozessen eine Rolle spielen. Dabei entdeckten sie eine Gruppe von Genen, die für das Gedächtnis wichtig sind, gleichzeitig offenbar aber auch den Nervenzelltod bei Alzheimer einleiten.
«Man kann das Wissen nutzen und vielleicht herausfinden, welche Medikamente man entwickeln kann, um diese Moleküle zu beeinflussen», sagt Andreas Papassotiropoulos. «Aber: Von dieser Erkenntnis bis zu Entwicklung eines Medikaments ist es ein sehr, sehr weiter Weg, man schätzt immer so etwa 15 Jahre.»
Auch in dieser Zeitspanne wird es Rückschläge geben, weiss Papassotiropoulos: «Es ist die Natur der Forschung, dass man immer wieder enttäuscht wird. Aber irgendwann wird der Zeitpunkt kommen, an dem man nicht mehr enttäuscht wird – und arbeiten wir hin.»