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Bewegte Jugend Aktive Kinder werden gesündere Erwachsene

Osteoporose, Arterienverkalkung oder Übergewicht: Was im Alter zum Problem wird, hat seinen Ursprung in der Kindheit. Wer als Kind lernt und liebt, sich genug zu bewegen, behält die Freude an Bewegung ein Leben lang.

SRF bewegt

Auf dem Areal der Schule Buchsee in Köniz rennen 15 Kinder um die Wette. Ihr Ziel: 20 Minuten durchhalten. Ihre Lehrerin Maria Schmassmann braucht sie gar nicht anzutreiben. Im Freifach «Gesundheit» lernen die Viert- bis Sechstklässler nicht nur den Laufsport, sondern auch, welches Essen für sie gesund ist.

«Etwa ein Drittel der Teilnehmenden sind Kinder, die sonst nicht Sport treiben», erklärt Hannes Schäfer, der Initiator des Freifachs. Darunter auch viele Kinder aus Migrantenfamilien, die statistisch gesehen oft zu wenig Sport treiben. «Ich erinnere mich etwa an einen Tamilen-Buben, der sehr langsam rannte, aber einfach sein Tempo durchzog. Er lernte im Freifach motorisch viel dazu, hatte Erfolgserlebnisse, und zog das auch zwei Jahre durch.»

Die Lehrer zeigen jeweils am Anfang des Schuljahrs ein motivierendes Video von früheren Klassen und begeistern so jedes Semester neue Kinder für ihr Angebot.

Längere Läufe sind für Kinder nicht gefährlich.
Autor: Susi Kriemler Kinderärztin und Sportmedizinerin

Dass längere Läufe ungesund für Primarschüler sind, hält sich in vielen Köpfen. Das weiss auch die Ärztin Susi Kriemler, die dem Vorurteil jedoch energisch widerspricht: «Ein Ammenmärchen. Mit acht bis zwölf Jahren lernen Kinder soviel dazu. Wer dann anfängt zu rennen, wird koordinativ besser und bewegt sich auch im Erwachsenenalter tendenziell mehr, weil er es besser kann und damit mehr Freude daran hat.»

Jüngere Kinder sollten lediglich kein Intervalltraining mit hoher Intensität machen. Ein gemässigtes Tempo über längere Zeit ist jedoch gesundheitlich unbedenklich, ja sogar gesundheitsfördernd.

Mehr Turnstunden in der Schule

PD Dr. Susi Kriemler, heute an der Universität Zürich tätig, hat eine der grössten Studien zum Thema geleitet: Für die Kinder- und Jungendsportstudie Region Basel/Aargau (KISS) bekamen 28 Schulklassen aus 15 Primarschulen in den Jahren 2005 und 2006 neun Monate lang zusätzlichen Sportunterricht.

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Die Erst- und Fünftklässler hatten neben den drei obligatorischen Turnstunden zwei zusätzliche. Daneben wurde auch der Unterricht immer wieder mit Bewegung unterbrochen.

Eine Kontrollgruppe von zwölf Klassen lebte nach dem bisherigen Schulplan. «Die Kinder mit mehr Bewegung in der Schule hatten eine bessere Fitness, legten weniger Körperfett zu, und auch auf das Herz-Kreislauf-System und die Knochen wirkte sich das Programm positiv aus», fasst Kriemler zusammen. Und vor allem: 90 Prozent von ihnen wollten mehr Sport und waren trotz weniger rein akademischer Schulstunden schulisch nicht schlechter.

Drei Jahre später wurden die damals aktiveren Schüler noch einmal untersucht. Zwar machte nur noch gut die Hälfte nochmals bei Körper- und Bewegungsuntersuchungen mit. Die Idee war, herauszufinden, ob gesundheitliche Effekte anhalten, auch wenn das Programm gestoppt wird.

Der Fitnessstand und die Knochenfestigkeit der Schüler war immer noch deutlich besser, aber die restlichen Veränderungen waren wieder verschwunden. «Das zeigt, dass Schulprogramme, die auf mehr Bewegung zielen und einen positiven Einfluss auf die Gesundheit haben, möglichst aufrecht erhalten werden sollten», meint Susi Kriemler.

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