Der Schweiz fehlt es an Organen. Letztes Jahr wurden zwar 143 Spender gefunden, ein noch nie erreichter Höchstwert. Dennoch: Der Bund möchte die Zahl der Organspenden in der Schweiz erhöhen. Deshalb startet das Bundesamt für Gesundheit am 6. September die nächste Kampagne mit dem Ziel, die Bevölkerung weiter zu sensibilisieren. Die Schweizer Bevölkerung soll mit einem Spenderausweis ihren Willen zum Ausdruck bringen.
Willensäusserung entlastet Ärzte und Angehörige
2016 wurden von Swisstransplant bisher rund 83'000 Spenderkarten in Papierform abgegeben. Die digitale Organspendekarte fürs Smartphone wurde seit der Lancierung im Herbst 2014 bereits 134'000 Mal heruntergeladen. Doch der Alltag zeigt, dass in den Spitälern selten in den Portemonnaies nach dem Organspenderausweis gesucht wird.
Auch die App kam bislang nur vereinzelt zum Einsatz, so der Intensivmediziner Dr. Mathias Nebiker vom Inselspital Bern. Dennoch befürwortet Nebiker die BAG-Kampagne. «Der Spenderausweis ist wichtig. Spätestens wenn ich das Gespräch mit den Angehörigen suche, frage ich nach dem Organspenderausweis.»
Habe der Verstorbene dank Ausweis oder einer Patientenverfügung klar seinen Willen geäussert und auch sein Umfeld darüber informiert, was mit seinen Organen geschehen soll, vereinfache dies den Entscheid für die Angehörigen.
Ohne Ausweis müsse man im Gespräch mit den Angehörigen herausfinden, was der Verstorbene wollte und welche Haltung er gegenüber der Organspende hatte. Dies sei nicht immer einfach, wenn die Betroffenen mit dem Verstorbenen noch gar nie darüber geredet hätten, so Mathias Nebiker weiter.
Organspende: Zürich hinter Bern
Die schweizweite Statistik, welches Spital wie viele Spender liefert, zeigt grosse Unterschiede:
- 2015 hatte das Inselspital 38 potenzielle Spender. Von 32 konnte man letztendlich Organe entnehmen.
- Im Gegensatz dazu wurden im Universitätsspital Zürich aus 35 potenziellen Spendern gerade mal neun tatsächliche Spender.
Das Universitätsspital Zürich kämpfe schon seit Jahren darum, mehr Spender zu generieren, erklärt der zuständige Leiter Bereich Organspende, Renato Lenherr, auf Nachfrage. Man habe Strukturen verändert, spezielle Organspende-Manager geschaffen, die 24 Stunden erreichbar seien.
Lenherr glaubt nicht, dass es an der Qualität der Gespräche mit den Angehörigen liege. Man sei empathisch und räume den Gesprächen genug Zeit ein. Eine leichte Verbesserung habe es schon gegeben. Aber man arbeite weiter, man analysiere und wolle sich verbessern.