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Grippeimpfstoff: Das Problem liegt im Ei

Die Grippeimpfung im letzten Jahr schützte nur maximal 30 Prozent der Geimpften. Auch in diesem Jahr könnte dem Wirkstoff ein ähnliches Schicksal drohen. Grund ist die Herstellung des Grippeimpfstoffs in Hühnereiern.

Der diesjährige Impfstoff könnte wie letztes Jahr nur wenigen nützen. Schuld ist die Herstellung des Virus-Stammes H3N2.

Der Influenzaimpfstoff für die Saison 2017/2018 setzt sich aus den Antigenen weltweit zirkulierender Varianten folgender Viren zusammen:

  • A/Michigan/45/2015 (H1N1) pdm09- ähnlicher Stamm
  • A/Hong Kong/4801/2014 (H3N2)- ähnlicher Stamm
  • B/Brisbane/60/2008- ähnlicher Stamm

Herstellung in Hühnereiern

Für die Impfstoffherstellung sind sogenannte Saatviren nötig, die zumeist in Hühnereiern vermehrt werden: Pro Impfstoffdosis wird ein Ei benötigt. Dabei wird das Influenzavirus in Hühnereier injiziert und die Eier durch Maschinen mehrere Tage bebrütet. Die Viren vermehren sich und werden danach aus den Eiern entnommen, in einem komplexen Prozess gereinigt sowie inaktiviert. Daher sind die meisten Influenzaimpfstoffe sogenannte Totimpfstoffe. Diese Schritte müssen für jeden empfohlenen Virenstamm separat durchgeführt werden. In der finalen Injektionslösung werden die unterschiedlichen Stämme letztlich zusammengemischt. Dieser aufwendige Herstellungsprozess dauert bis zu sechs Monate.

Das Ei ist das Problem

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Ein neuer Fachartikel in PLOS Pathogens zeigt, dass die Herstellung in Eiern ein Problem ist, wenn die Firmen Impfstoffe gegen den Virussubtyp H3N2 herstellen wollen. Seit der zunehmenden Verbreitung einer Grippe, die durch den Subtyp H3N2 verursacht wird, haben Virologen, die den saisonalen Grippeimpfstoff herstellen, versucht, dieses Virus einzubeziehen. Trotz dieser Bemühungen erwiesen sich neuere Grippeimpfstoffe nur zu 33 Prozent gegen H3N2-Viren wirksam.

Laut dieser Studie von Wissenschaftlern am Scripps Research Institute, La Jolla, USA zerstört die übliche Praxis der Influenzavermehrung in Hühnereiern die Hauptzielstelle der Antikörper auf der Virusoberfläche, wodurch der Grippeimpfstoff beim Menschen weniger wirksam wird.

Impfen?

Das BAG empfiehlt trotzdem die Impfung, vor allem für die Risikogruppen:

  • Personen ab 65 Jahren
  • Schwangere Frauen und Frauen, die in den letzten vier Wochen entbunden haben
  • Frühgeborene (geboren vor der 33. Woche oder mit einem Geburtsgewicht unter 1500 g) ab dem Alter von sechs Monaten für die ersten zwei Winter nach der Geburt
  • Personen (ab dem Alter von sechs Monaten) mit einer der folgenden chronischen Erkrankungen: Herzerkrankung; Lungenerkrankung (z. B. Asthma bronchiale); Stoffwechselstörungen mit Auswirkung auf die Funktion von Herz, Lungen oder Nieren (z. B. Diabetes oder morbide Adipositas, BMI ≥40); neurologische (z. B. M. Parkinson, zerebrovaskulare Erkrankung) oder muskuloskelettale Erkrankung mit Auswirkung auf die Funktion von Herz, Lungen oder Nieren; Hepatopathie; Niereninsuffizienz; Asplenie oder Funktionsstörung der Milz (inkl. Hämoglobinopathien); Immundefizienz (z. B. HIV-Infektion, Krebs, immunsuppressive Therapie)
  • Patientinnen und Patienten in Pflegeheimen und in Einrichtungen für Personen mit chronischen Erkrankungen

Zudem sollen sich Personen impfen lassen, welche in der Familie oder im Rahmen ihrer privaten oder beruflichen Tätigkeiten regelmässigen Kontakt haben mit Personen aus der Risikogruppe.

Die saisonale Grippeimpfung kann ausserdem für alle Personen in Betracht gezogen werden, die ihr Risiko für eine Grippeerkrankung aus privaten und/oder beruflichen Gründen vermindern möchten.

Obwohl der Grippeimpfstoff dieses Jahr nicht sehr gut vor der Grippe schützt, ist sie zu empfehlen. Denn wird man doch krank, verläuft die Grippe schwacher und man ist weniger lang krank. Erwischt einem die Grippe mit dem Stamm H1N1 oder B, dann nützt die Grippeimpfung.

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