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Spitalhygiene: Der Kampf gegen die ansteckende Fahrlässigkeit
Aus Puls vom 10.04.2017.
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Spitalhygiene Händewaschen rettet Leben – wenn man es denn richtig macht

Das Spitalpersonal wäscht sich die Hände nicht konsequent genug und verschleppt so Keime von Patient zu Patient – mit zum Teil gravierenden Folgen. Das zu ändern, hat sich die Weltgesundheitsorganisation mit dem Tag der Handhygiene zum Ziel gemacht. Ein durchschlagender Erfolg lässt auf sich warten.

Die Krankheitserreger heissen «Staphylococcus aureus», «Enterococcus faecalis» oder «Escherichia coli» und lauern im Spital an jeder Ecke: auf Türfallen, auf medizinischem Gerät, auf Computertastaturen, aber vor allem auf Patientinnen und Patienten.

Das Gesundheitspersonal, das geschäftig vom einen zum anderen eilt, übernimmt die Rolle des Transporters, «wenn man sich zwischendurch nicht die Hände desinfiziert», ergänzt Hugo Sax, Leiter der Spitalhygiene am Universitätsspital Zürich.

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Radio SRF2 Kultur: Händewaschen kann Leben retten
05:50 min Bild: Colourbox
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Ärzte schneiden schlechter ab

Doch so einfach das klingt, so schwierig ist die Umsetzung. «An der Handhygiene beissen wir uns die Zähne aus.» Trotz Sensibilisierungskampagnen würden Ärzte und Pflegende noch immer nur in rund der Hälfte der eigentlich angebrachten Situationen zum Desinfektionsmittel greifen.

Dabei schneiden Ärzte durchs Band weg schlechter ab als Pflegende, obwohl Studien zeigen, dass gerade die Handhygiene von hierarchisch höher gestellten Medizinern ausschlaggebend ist für die Handhygiene des gesamten Teams.

Gravierende Folgen

Die Nachlässigkeit beim Händedesinfizieren hat gravierende Folgen: Experten schätzen aufgrund von Hochrechnungen, dass sich in Schweizer Spitälern jährlich über 70'000 Menschen neu mit Krankheitserregern anstecken. Ein Drittel bis die Hälfte davon dürfte vermeidbar sein, etwa durch eine bessere Handhygiene.

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Wenn das Spital krank macht
Aus Tagesschau vom 12.05.2014.
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Leidtragende sind alle jene Patientinnen und Patienten, deren Immunsystem geschwächt ist. Sie sind besonders wehrlose Opfer der Spitalkeime. Zudem werden die Erreger zunehmend gegen Antibiotika resistent.

Infektionen zeigen sich erst viel später

Das sollte eigentlich allen Mitarbeitenden im Spital bekannt sein, zumal die Schweiz Vorreiterin war beim Lancieren der heute von der Weltgesundheitsorganisation geführten Sensibilisierungskampagne. Warum also desinfizieren sich Ärzte und Pflegende nicht konsequenter die Hände? Immerhin stehen Menschenleben auf dem Spiel.

Es gebe einen einfachen Grund, sagt Hugo Sax: Unsaubere Hände haben keine unmittelbar erkennbaren Folgen. «Die Bakterien sind ja nicht sichtbar, und Infektionen zeigen sich erst viel später.» Deshalb gehe das Desinfizieren oft vergessen.

Das Händedesinfizieren vor und nach jedem Patientenkontakt müsse also dem Gesundheitspersonal in Fleisch und Blut übergehen, müsse – ohne nachzudenken – ganz automatisch geschehen. Daran arbeitet Hugo Sax in Schulungen.

Es bleibt viel zu tun, bis Spitäler zu unwirtlichen Umgebungen geworden sind für Keime wie «Staphylococcus aureus», «Enterococcus faecalis» oder «Escherichia coli».

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