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Hepatitis C-Medikamente von Grundversicherung vergütet

Lichtblick für Hepatitis C-Patienten: Künftig kommt die Grundversicherung für die Behandlung aller Versicherten auf, die an einer chronischen Hepatitis C leiden – unabhängig von Virentyp und Krankheitsstadium. Die Kassen befürchten Mehrkosten.

Dies hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) entschieden, nachdem es den Preis für zwei weitere, neue und teure Medikamente gegen die Lebererkrankung senken konnte. Die Ausweitung der Vergütung erfolgt per 1. Oktober 2017, wie das BAG mitteilte.

Die neue Regelung ist das Resultat von Gesprächen zwischen dem BAG und dem US-Pharmaunternehmen Gilead, das sich bereit erklärt hat, die Preise für die Medikamente Harvoni und Epclusa zu senken. Für Harvoni konnte eine Preissenkung von 41 Prozent ausgehandelt werden, bei Epclusa beträgt die Senkung 48,5 Prozent. Beide Behandlungen kosten künftig rund 30'000 Franken pro Behandlungszyklus.

Mit Harvoni können Hepatitis C-Infizierte des Genotyps 1 behandelt werden, Epclusa kann bei Infizierten der Genotypen 1 bis 6 eingesetzt werden. Damit können künftig alle Infizierten unabhängig von Genotyp und Grad der Lebererkrankung mit den neuen Arzneimitteln behandelt werden – und die Behandlung von der Grundversicherung vergüten lassen.

Weitere Erleichterung

Im laufenden Jahr hatte es bereits zwei Erleichterungen für Hepatitis C-Patienten gegeben. Bis zum 1. Juli 2017 vergütete die obligatorische Krankenpflegeversicherung die neuen, wirksamen Medikamente gegen die Viruskrankheit nur bei einer moderat fortgeschrittenen Lebererkrankung, oder wenn sich die Krankheit ausserhalb der Leber manifestierte.

Per 1. Juli 2017 und per 1. September 2017 wurden diese Einschränkungen für das Arzneimittel Zepatier sowie die Medikamente Viekirax und Exviera aufgehoben, womit 63 Prozent der Betroffenen behandelt werden konnten. Nun hebt das BAG alle Vergütungsbeschränkungen auf.

Geringe Mehrkosten

Mit der uneingeschränkten Vergütung folge es den internationalen Leitlinien, schreibt das BAG. Diese empfehlen, die neuen Arzneimittel zur Behandlung chronischer Hepatitis C ohne Einschränkung einzusetzen, sobald dies auch aus ökonomischer Sicht vertretbar sei.

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Mit der Erweiterung der Vergütung überlässt das BAG die Verantwortung über den Einsatz der Therapien nun den spezialisierten Ärzten. Diese werden auch künftig darüber entscheiden, bei welchen Patientinnen und Patienten eine Behandlung medizinisch angezeigt ist.

Das Bundesamt geht nach Rücksprache mit Experten davon aus, dass durch die Aufhebung der Einschränkung pro Jahr etwa doppelt so viele mit Hepatitis C Infizierte behandelt werden können. Aufgrund der erzielten Preissenkungen erwartet das BAG jedoch geringe Mehrkosten.

Unzufriedene Versicherungen

Anderer Meinung ist der Krankenkassenverband Curafutura. Die Vereinbarung zwischen dem BAG und der Pharmaindustrie gehe «einmal mehr zu Lasten der Versicherten», teilte der Verband mit. Zwar sei der Verzicht auf einen eingeschränkten Einsatz von Hepatitis C-Medikamenten für die Betroffenen eine gute Neuigkeit. Denn mit den Medikamenten der neusten Generation könne diese Infektion geheilt werden. Doch der Preis von 30'000 Franken pro Behandlungszyklus sei trotz der vereinbarten Preisreduktion nach wie vor sehr hoch, vor allem im Vergleich zu «den Produktionskosten von 200 Franken».

Gemäss einer Analyse der Universität Bern sei in der Schweiz mit etwa 40'000 unbehandelten Hepatitis C-Patienten zu rechnen. Würden alle behandelt, drohten den Prämienzahlenden in der Schweiz in den nächsten Jahren zusätzliche Medikamentenkosten von «bis zu einer Milliarde Franken», heisst es in der Medienmitteilung.

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