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Ein junges Touristenpaar kauft an einem asiatischen Obststand ein.
Legende: Die Keime gelangen meist über Essen und Wasser in den Darm. Keystone

Keime ohne Feinde – Antibiotika-Resistenzen aus dem Ausland

Schweizer Touristen bringen zunehmend antibiotikaresistente Bakterien aus dem Urlaub in die Schweiz.

Nicht jedes Reiseziel ist gleich tückisch, wenn es um antibiotikaresistente Keime geht. Besonders hoch ist das Risiko dafür in Indien. Über 70 Prozent der Indienreisenden bringen resistente Bakterien im Darm mit nach Hause – und zwar egal, ob es sich um einen Kurztrip ins schicke Hotel oder eine ausgedehnte Rucksackreise quer durchs Land handelte. Die Keime stammen vor allem aus Nahrungsmitteln und Wasser. Ähnlich sieht es mit Ägypten und Thailand aus. Das zeigt eine schwedische Studie, die 2013 im Fachmagazin «Journal of Antimicrobial Chemotherapy» erschienen ist.

Das Problem: In Schwellenländern wie Indien haben viele Menschen einen guten Zugang zu den meist verhältnismässig günstigen Antibiotika – und so werden sie weitgestreut eingesetzt. Genau dieser breite Einsatz aber fördert die Entwicklung von Resistenzen der Keime.

Regeln zum Schutz der Patienten

Der Grossteil der Reisenden merkt nichts von den blinden Passagieren im Darm. Nur wenige erkranken tatsächlich. Theoretisch ist eine Erkrankung auch Monate nach der Rückkehr in die Schweiz noch möglich. Das können zum Beispiel besonders im Falle junger Frauen Blasenentzündungen sein, die unter den klassischen Antibiotika nicht verschwinden. In den Niederlanden werden Patienten deshalb beim Eintritt ins Spital routinemässig nach Indien- und Südostasienreisen in der jüngeren Vergangenheit befragt. So will man verhindern, dass sich die resistenten Reisekeime im Spital ausbreiten und sicherstellen, dass man die Infektion von Anfang an mit einem Antibiotikum bekämpft, gegen das der Erreger noch keine Resistenzen entwickelt hat.

In Schweizer Spitälern gibt es solche Richtlinien bislang nicht. Dennoch hat das medizinische Personal die zurückliegenden Reisen ihrer Patienten zunehmend stärker im Blick – vor allem auch zum Schutze der Mitmenschen: Eine daraus folgende Vorsichtsmassnahme kann sein, dass Betroffene isoliert werden, damit sich keine anderen Patienten anstecken.

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