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Klinische Studien an Patienten mRNA-Impfung gegen Krebs: Sechs Fragen und sechs Antworten

Die Pharmafirma Biontech startet in Grossbritannien eine grossangelegte Studie, um ihre mRNA-Impfungen gegen Krebs zu testen und auf den Markt bringen zu können. Wir fassen den Wissensstand zusammen.

Gegen welche Krebsformen soll die Impfung helfen?  Es kommen einige infrage. In einer laufenden  Studie in den USA zu Schwarzem Hautkrebs  zeigen Zwischenresultate offenbar, dass die Kombination aus Immuntherapie plus Impfung die Rückfallrate senken kann verglichen mit  Patienten, die nur eine Immuntherapie bekommen . Diese Kombinationstherapie bekam kürzlich eine sogenannte «breakthrough therapy» -Zulassung durch die FDA.

Auch Studien bei Prostatakrebs und Bauchspeicheldrüsenkrebs haben gute Zwischenresultate geliefert. Wie erfolgreich die Impfung welchen Patienten mit welchen Krebsarten helfen wird, wird sich aber erst zeigen. Wahrscheinlich ist, dass sie auf Dauer zum Bestandteil des Therapiespektrums wird, aber eine «Heilung für alle» wird sie nicht bringen.

Gibt es bereits Impfungen gegen Krebs? Die Idee ist nicht neu. 2010 wurde in den USA eine Impfung gegen Prostatakrebs zugelassen . Auch an der Krebsimpfung mit mRNA wird schon länger erforscht. Neu ist vor allem, dass es jetzt vorwärtsgeht. – Der Grund: Die mRNA-Technik hat mit der Coronaimpfung ihren Durchbruch erlebt. Sie hat den Status von «guter Idee» zu «wow, das funktioniert» gewechselt. Deshalb fliesst jetzt viel mehr Geld. Das ist entscheidend, weil es teuer ist, aus einer Idee, die im Labor oder in der Maus funktioniert, eine wirksame Therapie zu machen.

Wie funktioniert so eine Impfung? Das Immunsystem ist ständig auf der Suche nach Fremdem im Körper, egal ob Krankheitserreger oder Krebszellen. Und Krebszellen entstehen im Grunde genommen laufend. Fast immer erkennt sie das Immunsystem und zerstört sie. Erst wenn das nicht mehr klappt, hat der Krebs eine Chance. Manche Krebszellen schaffen es, sich vor dem Immunsystem zu tarnen, oder verändern sich so, dass sie zumindest toleriert werden. Die Impfung ist der Versuch, das Immunsystem wieder auf die Krebszellen aufmerksam zu machen. Das Besondere der neuen mRNA-Impfungen: Man fertigt für jeden Patienten einen Impfstoff an, schaut genau, welche Merkmale seine Tumorzellen haben, und passt den Impfstoff darauf an.

Ist die Impfung als Prophylaxe oder als Therapie bei bereits Erkrankten gedacht? Es gibt zwei Impfungen, die vorbeugend gegen Krebs wirken. Die HPV-Impfung und die Hepatitis-B-Impfung. Die HPV-Impfung verhindert die Ansteckung mit dem Human-Papilloma-Virus, das Gebärmutterhalskrebs auslöst. Eine Infektion mit Hepatitis B kann zu Leberkrebs führen, was durch die Impfung verhindert wird. – Die Impfungen, von denen hier die Rede ist, sind aber nicht präventiv, sondern therapeutisch.

Welche Vorteile hat eine Impfung gegenüber bisherigen Therapien? Beim Bauchspeicheldrüsenkrebs zum Beispiel sind die Erfolgsraten bisher sehr schlecht. Wenn die Impfung hier Erfolge bringt, wäre das eine Chance für Patienten, die bisher kaum eine haben. Bei anderen Krebsarten wie Prostatakrebs oder Hautkrebs gilt, dass die Impfung die Heilungschancen in einer Kombinationstherapie deutlich verbessern könnte. Grundsätzlich ist die Hoffnung, dass die Impfung den Körper auf Dauer befähigt, den Krebs zu bekämpfen – anders als Chemotherapien zum Beispiel, die nur dann wirken, wenn man sie gerade einnimmt.

SRF1, Tagesschau, 15.02.2023, 19:30 Uhr

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