Eine Blutvergiftung entwickelt sich immer aus einer einfachen Entzündung. Das kann eine kleine Schnittwunde sein, die man sich beim Gärtnern zugezogen hat. Viel öfter aber sind es Lungenentzündungen oder Darm- und Baucherkrankungen.
Überfordertes Immunsystem
Das Immunsystem bekämpft eine Entzündung normalerweise erfolgreich selbst. Wenn da aber zu viele Erreger sind, ihr Gift sehr aggressiv ist, oder wenn die Immunabwehr aus irgendeinem Grunde schwächelt, dann ist der Körper überfordert. Und schlägt Grossalarm.
Die Keime gelangen in die Blutbahn und breiten sich im ganzen Körper aus – das Immunsystem stuft folglich den ganzen Körper als Entzündung ein: Es greift nicht nur die Bakterien an, sondern auch den ganzen Körper.
Anzeichen einer Blutvergiftung
Das grosse Problem bei der Sepsis ist das rechtzeitige Erkennen der Symptome. Diese sind nicht eindeutig und ähneln oft denen einer normalen Grippe.
- Fieber (> 38 °C) oder Untertemperatur (< 36 °C)
- Plötzliche Verwirrtheit
- Erhöhter Puls
- Niedriger Blutdruck
- Beschleunigte Atmung
- Eher kalte Arme, Beine, Hände und Füsse, die wie «marmoriert» aussehen
- Erscheinungsbild oft blass bis grau-fahl
Symptome einordnen
Ärztliche Behandlung mit Antibiotika
Ist eine Sepsis einmal als solche erkannt, heisst es schnell handeln. Denn der Zustand der Betroffenen verschlechtert sich innert weniger Stunden dramatisch. Im fortgeschrittenen Stadium ist nur eine Intensivstation für die Behandlung ausgerüstet.
Zuerst wird Blut abgenommen. Es gilt, das verursachende Bakterium zu isolieren, um es schnellstmöglich mit dem entsprechenden Antibiotikum zu bekämpfen. Weil das mindestens 24 Stunden dauert, werden in der ersten Phase Breitband-Antibiotika eingesetzt, in der Hoffnung damit das Bakterium unschädlich zu machen. Wichtig ist auch, dass die Patienten genug Flüssigkeit bekommen.
Sind bereits erste organische Funktionen geschwächt, werden Sepsis-Patienten häufig ins künstliche Koma versetzt. Maschinen übernehmen dann die Arbeit der versagenden Organe und der Kreislauf wird mit hoch dosierten Medikamenten stabilisiert. Wenn möglich, wird der Infektionsherd entfernt.
Von blauen Streifen und rostigen Nägeln
Die verbreitete Meinung, eine Blutvergiftung sei immer an blauen Streifen unter der Haut zu erkennen, ist falsch. Ebenso die Volksweisheit, dass eine Blutvergiftung ihre Ursache meist in einer Verletzung durch einen rostigen Nagel oder ein dreckiges Messer hat.
Zwar kann es durchaus solche Streifen geben – dann ist es allerhöchste Zeit für den Arztbesuch! –, und es kommt auch vor, dass Blutvergiftungen durch Dreck in kleinen Wunden ausgelöst werden. Aber das sind eher seltene Ausnahmen.
Falsch ist auch die Annahme, dass sich die meisten Blutvergiftungen bei eh schon geschwächten Menschen im Spital entwickeln: Die sind zwar gefährdeter, aber treffen kann es grundsätzlich jeden Menschen – auch gesunde. Ab 65 steigt die Gefahr einer Blutvergiftung und die Todesrate steigt, da sich der Körper im Alter tendenziell weniger stark wehren kann.